Gottlieb, Siegward, Heilburg
Im Mittelalter gab es massenhaft Männer, die entweder Heinrich oder Konrad hießen. An diese Inflation erinnert noch heute die Formel “Hinz und Kunz“. Sie ist abgeleitet aus den Koseformen der damaligen Allerweltsnamen und bedeutet soviel wie “jedermann“.
Viele Namenmoden haben einen religiösen oder auch ideologischen Hintergrund. So erfanden die strenggläubigen Pietisten des 17. Jahrhunderts - in Anlehnung an germanische Namen wie Gerhard oder Bernhard - gottgefällige Namen wie Gottlieb oder Fürchtegott. Nach demselben Muster empfahlen die Nationalsozialisten Namen wie Siegward oder Heilburg.
Die Emils und Emilien des 18. und 19. Jahrhunderts dagegen verdanken ihren Namen einem literarischen Vorbild: dem Knaben Émile aus dem gleichnamigen Roman von Jean Jacques Rousseau. Am Ende des 19. Jahrhunderts war sowohl die männliche als auch die weibliche Form des Namens in Deutschland so verbreitet, dass Emil und Emilie von Theaterautoren als typischer Unterschichtsname verwendet wurden.
Ein ähnliches Schicksal ereilte übrigens den ursprünglich irischen Namen Kevin nach dem Kinoerfolg “Kevin - Allein zuhaus“: nicht zuletzt Harald Schmidt verspottete den Namen Kevin als typisch proletarisch.