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Warum Wasser so wichtig für den Weltfrieden ist

Wasser ist Leben. Doch nicht jeder Mensch bekommt gleich viel von dem kostbaren Gut ab. Während einige Durst leiden, sprudelt es bei anderen im Überfluss. Könnten daher in Zukunft sogar Kriege um Wasser entbrennen? An welchen Orten kriselt es schon heute? Und wie lässt sich Wasser so verteilen, dass jeder genug hat?
AMA, 22.03.2024
Leerer Amadorio-Stausee bei Villajoyosa, Alicante

© GeirSteneLarsen, iStock

Wir leben zwar auf dem „blauen Planeten“, doch das bedeutet noch lange nicht Wasser im Überfluss für jeden von uns. Zwar sind zwei Drittel der Erde mit Wasser bedeckt, doch ein Großteil davon liegt als ungenießbares Salzwasser vor. Nur etwa 2,5 Prozent der weltweiten Wasserreserven sind Süßwasser, tatsächlich für uns zugänglich sind sogar nur 0,3 Prozent – und diese Wasservorkommen sind noch dazu sehr ungleich verteilt. Bei einer derart knapp bemessenen Ressource sind Konflikte vorprogrammiert.

Zwischen Überfluss und Mangel

Wir in Mitteleuropa müssen uns so gut wie nie Sorgen um Wasser machen. Egal ob zum Trinken, zum Duschen, zum Kochen oder zum Gießen der Zimmerpflanzen: Bei uns ist sauberes Wasser in der Regel stets in großen Mengen verfügbar. Denn dank reichlicher Niederschläge werden Flüsse, Seen und das Grundwasser immer wieder aufgefüllt – bisher jedenfalls. Allerdings gibt es selbst hierzulande Regionen, in denen es inzwischen in manchen Sommern immer weniger regnet, darunter Brandenburg und die umliegenden Gebiete. Landwirte müssen sich daher zunehmend an trockenere Jahre anpassen.

Doch nicht jede Region hat ein von Natur aus feuchtes Klima mit reichlich Niederschlägen. Rund ein Viertel der Weltbevölkerung lebt in Regionen, die von Wassermangel oder sogar Wasserknappheit geprägt sind. Besonders betroffen sind der Nahe Osten und Nordafrika, aber auch Teile Zentralasiens und Gebiete in Südeuropa. Mit Voranschreiten der globalen Erwärmung wird sich der Wassermangel in diesen Regionen wahrscheinlich noch deutlich verschärfen – auch weil die Weltbevölkerung immer weiter wächst. In Zukunft müssen daher mehr Menschen mit weniger Wasser auskommen als noch heute.

Ortschaft Mudawwara in Südjordanien
Die jordanische Ortschaft Mudawwara profitiert kaum vom Wasserschatz im Süden des Landes. Der vor etwa 30.000 entstandene Disi-Aquifer liegt in etwa 500 Meter Tiefe und das abgepumpte Wasser dient der Versorgung der Hauptstadt Amman.

Geteilte Quellen sorgen für Streit

In einigen Regionen wachsen daher die Spannungen. Vor allem in solchen, in denen mehrere Länder auf dieselbe Wasserquelle angewiesen sind und darum streiten, wer wie viel davon entnehmen darf. Ein solcher Streit besteht etwa um den sogenannten Disi-Aquifer – ein Grundwasserreservoir im Grenzgebiet zwischen Jordanien und Saudi-Arabien. Das darin enthaltene fossile Wasser gilt als nicht erneuerbar. Ist es einmal komplett abgepumpt, sitzen beide Länder auf dem Trockenen.

Geologen gehen davon aus, dass dies schon in 20 bis 40 Jahren der Fall sein könnte. Je weniger Wasser im Disi-Aquifer verbleibt, desto angespannter wird wahrscheinlich auch die Beziehung zwischen Jordanien und Saudi-Arabien. Derzeit ist diese jedoch noch nicht kriegerischer Natur.

Blick über das Jordantal
Blick über das fruchtbare Jordantal. Wer den Fluss kontrolliert, beherrscht auch die wasserarme Region.

Wasser ist Macht

Anders sieht die Lage in Israel und seinen Nachbarstaaten aus. Hier war der Streit um Wasser bereits im Jahr 1967 ein Mitauslöser für den Sechstagekrieg zwischen Israel, Ägypten, Jordanien und Syrien. Dabei ging es unter anderem um die Kontrolle der Quellen und Wassermengen des Flusses Jordan, der durch alle diese Länder fließt. Zwar gibt es mittlerweile Abkommen, die die Wasserentnahme zu einem gewissen Teil regeln, doch trotzdem sind die Wasserreserven in der Region bis heute ein erheblicher Konfliktgegenstand.

Auch die Beziehung zwischen Indien und Pakistan ist aufgrund von Wasserstreitigkeiten angekratzt. Die beiden Nationen sind bereits seit 1984 in einen Konflikt um den Siachen-Gletscher verwickelt – eine der wichtigsten Süßwasserquellen der Region.

ISS-Aufnahme des Siachengletschers
Die umstrittene Siachengletscher im südöstlichen Teil des Karakorum-Gebirges. Der auf dem Bild von links unten nach recht oben verlaufende Gletscher fließt eigentlich in südöstlicher Richtung.

© NASA Johnson Space Center

 

Wasserstreit verschärft bestehende Konflikte

Noch führen Indien und Pakistan keinen offenen Krieg und selbst wenn, würde es darin wahrscheinlich – ähnlich wie in Israel – längst nicht nur um Wasser gehen. „Grundsätzlich ist festzustellen, dass Wasser so gut wie nie die alleinige und originäre Ursache von Konflikten ist“, betont Susanne Schmeier vom UNESCO-Institut für Wasseraufklärung. Häufig ist die Wasserverfügbarkeit und -nutzung nur einer von vielen Gründen, der bestehende Konflikte – etwa ethnischer, religiöser oder territorialer Natur – weiter verschärft.

Auch ist es oft keine Wasserknappheit im eigentlichen Sinne, die Probleme bereitet, sondern die schlecht organisierte Verteilung der Ressource. „Für Wasserkonflikte gilt daher, dass sie durch besseres Management, wenn nicht gelöst, so doch effektiv gehandhabt und in ihren Auswirkungen begrenzt werden können“, so Schmeier weiter. Besseres Wassermanagement wäre etwa durch neue Technologien wie Entsalzungsanlagen für Meerwasser möglich, die der Wasserknappheit und somit auch möglichen Konflikten entgegenwirken.

Luftbild der am Tigris gelegenen türkischen Stadt Cizre
Bei Cizre will die Türkei einen weiteren Staudammm bauen und für Bewässerungsprojekte große Teile des Tigriswassers entnehmen, das dann in Syrien und vor allem im Irak fehlen wird.

Vom Kriegs- zum Friedensgrund

Um Wasserkonflikte zu verringern, sind auf politischer Ebene Verhandlungen nötig, die das Wassermanagement in einer Region regeln und dafür sorgen, dass kein Staat systematisch benachteiligt wird. In der Vergangenheit hat ein solches Vorgehen etwa bereits Konflikten am afrikanischen Okavangodelta oder am asiatischen Mekong-Fluss vorgebeugt.

Gewissermaßen kann Wasser also neben einer kriegerischen auch eine kooperationsfördernde Wirkung haben. „Wenngleich der globale Klimawandel und damit verbundene Herausforderungen für Wasserressourcen und die Menschen, die von ihnen abhängen, das Potenzial für Konflikte etwas erhöhen, so wird doch in den meisten Fällen deutlich bleiben, dass eine Eskalation um Wasser zu negativen Folgen für alle beteiligten Anrainer und ihre Bevölkerungen führen wird“, so Schmeier.

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