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Was bedeutet die Abkürzung ÖTV?

Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr: Dafür stehen die drei Buchstaben ÖTV. Aufgabe der Gewerkschaft ÖTV ist es, die Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern und sicherzustellen, sodass die Mitglieder im Berufsleben festen Boden unter den Füßen haben.

Am 1. Oktober 1896 begann die Tätigkeit des »Verbandes der Arbeiter in Gasanstalten, auf Holz- und Kohlenplätzen und sonstiger Arbeitsleute« als Zentralorganisation. Ein Vorläufer der heutigen ÖTV war geboren. Im Laufe der Kaiserzeit entwickelte sich die Gewerkschaft weiter. Neue Einzelgruppen aus verschiedenen Wirtschaftssektoren kamen in unregelmäßigen Abständen hinzu.

Anfang 1933 wurden die Gewerkschaften verboten. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es das Ziel der Gewerkschaften, einen neuen Verband unter Zusammenfassung aller Richtungs- und Standesorganisationen zu gründen. Im Westen bauten sozialdemokratische, christliche, kommunistische und liberale Gewerkschafter ab 1945 gemeinsam Industriegewerkschaften als Einheitsgewerkschaften auf. Zunächst entstanden Gewerkschaften auf örtlicher Ebene. Erst nach und nach konnten sie sich mit Erlaubnis der Militärbehörden zu größeren Kreis-, Landes- und Zonengewerkschaften zusammenschließen.

Anfang 1949 fand in Stuttgart der richtungsweisende Vereinigungsverbandstag der »Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr« statt. Die Landesgewerkschaften des öffentlichen Dienstes und Transports und Verkehrs der amerikanischen Zone (Bayern, Württemberg-Baden, Hessen) und die ÖTV der britischen Zone gingen im Januar 1949 in der neuen Gewerkschaft ÖTV auf. Die französische Militärregierung hatte es den Verbänden in Südwürttemberg, Südbaden und Rheinland-Pfalz kurzfristig untersagt, sich zu beteiligen. Diese Verbände holten das während einer Konferenz am 7. Mai 1949 nach. Der Anschluss des Gesamtverbandes Berlin erfolgte zum 1. Juli 1950. Nach der Volksabstimmung im Saarland im Oktober 1955 folgte dann auch die saarländische Gewerkschaft ÖTV.

1974 erreichte die ÖTV einen ihrer größten Erfolge: Der Gewerkschaftsverband setzte in Deutschland die 40-Stunden-Woche durch. Außerdem gelang es der ÖTV, 1984 neben höheren Einkommen zwei zusätzliche bezahlte freie Tage im öffentlichen Dienst zu vereinbaren. 1988 folgte die Einführung der 38,5-Stunden-Woche.

Nach der deutschen Einigung im Oktober1990 gliederte sich ebenfalls die ostdeutsche ÖTV, die sich wenige Monate zuvor formiert hatte, in den westdeutschen Verband ein.

Bisher gab es fünf verschiedene große Gewerkschaften:
Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG) mit 490.000 Mitgliedern,
Deutsche Postgewerkschaft (DPG) mit 488.000 Mitgliedern,
Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) mit 488.000 Mitgliedern,
Industriegewerkschaft Medien (IG Medien) mit 190.000 Mitgliedern und
Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) mit 1,65 Millionen Mitgliedern.

Diese fünf Gewerkschaften wurden im März 2001 zu einer einzigen politischen Plattform zusammengefasst: »ver.di« (Vereinte Dienstleistungsgesellschaft). Sie vereint rund drei Millionen Mitglieder.

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