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Weltkatzentag - Stubentiger-Wissen zum Angeben
Sie sind noch halbe Wildtiere
Hauskatzen begleiten den Menschen schon seit geraumer Zeit. Bereits vor rund 9.500 Jahren teilten Katzen und Menschen sich ihre Behausungen, wie archäologische Funde auf Zypern zeigen. Doch trotz dieser langen gemeinsamen Geschichte ist ihre Beziehung zu uns weit weniger eng als etwa die der Hunde zum Menschen. Katzen machen gerne "ihr eigenes Ding" und lassen sich nicht so leicht zähmen.
Der Grund: Im Gegensatz zu Hunden sind die samtpfotigen Jäger nur halb domestiziert. Erbgutanalysen offenbaren, dass sich ihr Erbgut gegenüber Wildkatzen nur in sehr wenigen Genen verändert hat. Auch wenn wir sie als Stubentiger bezeichnen, steckt in unseren Katzen demnach noch immer eine gute Portion Wildheit.
Sie kennen keine Trennungsangst
Ihr wilder Charakter erklärt auch, warum Hauskatzen so unabhängig von ihren Besitzern sind: Verhaltensexperimente zeigen, dass die Tiere keine Trennungsangst verspüren und auch in ungewohnten Situationen nicht die Sicherheit gebende Nähe vertrauter Personen suchen. Das heißt natürlich nicht, dass die Stubentiger unsere Gesellschaft nicht genießen oder keine Freundschaften mit Menschen eingehen können.
"Aber diese Beziehungen beruhen nicht auf einem Bedürfnis nach Sicherheit", sagt der Biologe Daniel Mills von der University of Lincoln. Während Katzen demnach durchaus die Interaktion mit ihren Besitzern genießen, können sie gleichzeitig gut alleine zurechtkommen. Wahrscheinlich kommt hier die ursprüngliche Lebensweise ihrer wilden Vorfahren zum Ausdruck: Wildkatzen sind in der Regel unabhängige Einzelgänger.
Ihre Zunge inspiriert Materialwissenschaftler
Katzen sind sehr reinliche Haustiere. Rund um die Uhr kann man sie dabei beobachten, wie sie sich gründlich putzen. Mit ihrer rauen Zunge bekommen sie so gut wie jeden Dreck aus dem Fell – und selbst verknotete Haarbüschel kann dieser kleine "Lappen" lösen. Möglich macht dies eine raffinierte Hakenstruktur: Die Oberseite der Katzenzunge ist nicht nur mit winzigen Widerhaken besetzt, diese sind auch flexibel beweglich.
"Wenn die Zunge auf einen Knoten trifft, zieht er an den Haken und diese drehen sich, um noch tiefer einzudringen", erklärt Ingenieurin Alexis Noel vom Georgia Institute of Technology. "Diese Beweglichkeit ermöglicht es der Katze, Fellknoten besser zu entwirren." Wenn das Tier seine Zunge gerade nicht zur Fellreinigung nutzt, liegen die Häkchen dagegen glatt an. Es genügt dann ein einfaches Abstreifen nach hinten, um die Zunge von Haaren und Schmutz zu befreien – ein geniales Patent der Natur, das Materialwissenschaftler bereits versuchen, nachzuahmen: für neue Haftmaterialen oder selbstreinigende Haarbürsten.
Sie sehen sechsmal besser als wir
Unsere Stubentiger gehen bevorzugt bei Dämmerung auf die Jagd. Während unsereins potenzielle Beute im Dunkeln kaum erkennen könnte, fällt Katzen dies leicht. Ihre Augen sind dank einiger "Extras" perfekt an die Dunkelheit angepasst: Zum einen können sich die Pupillen extrem stark weiten, sodass besonders viel Licht auf die empfindliche Netzhaut gelangt.
Zum anderen befindet sich hinter der Netzhaut eine spiegelähnliche Schicht, das sogenannte Tapetum. Dieses reflektiert einfallendes Licht, sodass es die Netzhaut gleich noch einmal passiert. Wie viele andere Tiere der Nacht auch, können Katzen das wenige verfügbare Licht auf diese Weise zweimal verwerten. Dank dieser Besonderheiten sehen die Tiere im Dunkeln sechsmal besser als der Mensch – allerdings nur, wenn noch ein bisschen Restlicht vorhanden ist. In völliger Dunkelheit sind auch Katzen blind.
Sie haben "sieben Leben" – doch warum?
Der Volksmund weiß: Katzen haben sieben Leben. Doch wie ist diese Redewendung überhaupt entstanden? Wahrscheinlich hängt dies mit der erstaunlichen Fähigkeit der Samtpfoten zusammen, aus großer Höhe hinunterzufallen und trotzdem unversehrt auf ihren Füßen zu landen. Wissenschaftler nennen dies den Stellreflex.
Früher konnte man sich dieses seltsame Überleben von Stürzen nicht erklären. Im Mittelalter dachten viele Menschen sogar, Katzen seien Hexen oder würden mit dem Teufel im Bunde stehen. Mit den grausamsten Methoden wurde daher versucht, die vermeintlichen Unglücksbringer zu beseitigen – zum Beispiel, indem man sie von Kirchtürmen warf. Doch auch diese Stürze überlebten Katzen oft. Die naheliegende Erklärung: Die Tiere mussten mehrere Leben haben. Bei uns sagt man ihnen sieben, in England sogar neun Leben nach.