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Weltrecyclingtag – Mythen und Fakten rund ums Recycling

Zugegeben: Bei jedem einzelnen Stück Abfall die richtige Entscheidung zu treffen, in welche Tonne es nun gehört, ist nicht immer einfach. Doch der Aufwand lohnt sich, denn nur so können unsere Abfälle recycelt und zu neuen Produkten weiterverarbeitet werden – auch wenn davon nicht jeder überzeugt ist. Laut einer aktuellen repräsentativen YouGov-Umfrage gehen hierzulande etwa 19 Prozent der Menschen davon aus, dass Abfälle aus der Gelben Tonne größtenteils verbrannt werden, 13 Prozent denken, dass sie ins Ausland gebracht und dort nicht recycelt werden und sechs Prozent, dass sie ohnehin mit anderem Müll zusammengeworfen werden. Aber stimmt das wirklich?
Müll ist zu kostbar zum „Zusammenkippen“
Kurz gesagt: nein. Bereits getrennten Müll wieder zusammenzuwerfen, wäre ökologisch, aber vor allem auch wirtschaftlich unsinnig. Denn Abfälle sind begehrte Rohstoffquellen. Je reiner der Abfall, desto besser ist er für die geldbringende Weiterverarbeitung geeignet. Rund vier Millionen Tonnen Sekundärrohstoffe entstehen jedes Jahr durch Verpackungsrecycling, wie eine Studie des Öko-Instituts ergeben hat. Entsorgte Metalle wie Aluminium und Weißblech werden zum Beispiel zu neuen Schraubverschlüssen oder Dosen. Aus Altglas entstehen neue Glasprodukte. Aus Kunststoff wird Granulat, das sich unter anderem zu Rohren, Balkonkästen und Autoteilen weiterverarbeiten lässt. Und Papierfasern können sogar zehn- bis 25-mal recycelt und für neue Papierprodukte verwendet werden.
Das resultiert in hohen Recyclingquoten: „Kunststoffverpackungen beispielsweise werden zu rund 69 Prozent, Papier, Pappe und Karton zu über 90 Prozent und Verpackungen aus Metall sogar zu rund 100 Prozent recycelt“, erklärt Axel Subklew von der Initiative „Mülltrennung wirkt“, in der sich mehrere Abfallunternehmen zusammengeschlossen haben. Den Kritikern lässt sich nur insofern rechtgeben, dass in der Tat auch Abfälle verbrannt werden – allerdings weniger Kunststoff, sondern vor allem Restmüll. Die dabei resultierende Energie wird jedoch für Strom und Fernwärme genutzt.

So klappt es mit der Mülltrennung
Es lohnt sich also definitiv, den eigenen Müll so gut wie möglich zu trennen, doch daran hapert es vielerorts noch. So gehören etwa 30 Prozent der in Gelben Tonnen entsorgten Abfälle nicht dort hinein. Umgekehrt landen viele Verpackungsabfälle im Restmüll. „Wertvolle Rohstoffe gehen so dem Recyclingkreislauf verloren“, betont Subklew. Häufig ist die falsche Mülltrennung aber nicht unbedingt eine Frage der Ignoranz, sondern eher eine des Unwissens.
Wussten Sie zum Beispiel, dass Kassenbons, Konzerttickets und Backpapier nicht ins Altpapier gehören, obwohl sie eindeutig aus Papier gemacht sind? Das liegt daran, dass die ersten beiden aus Thermopapier bestehen, welches sich schlecht aufbereiten lässt, und Backpapier mit Teflon beschichtet ist. Alle drei gehören daher in den Restmüll. Das gilt auch für verunreinigte Papiertüten und Pizzakartons. Aber wie steht es um Briefumschläge mit Sichtfenster aus Plastik? Umschläge, die überwiegend aus Papier besteht, dürfen trotzdem ins Altpapier. Kleine Mengen Kunststoff, aber zum Beispiel auch Büroklammern und Tackernadeln können im Recyclingprozess aussortiert werden.
Dabei handelt es sich allerdings eher um Detailfragen. Einen guten Recyclingjob leistet man bereits, wenn man sich an gewisse Grundsätze hält: Die Gelbe Tonne ist für leere Verpackungen aus Kunststoff, Aluminium und Weißblech vorgesehen, die Papiertonne für Altpapier, der Biomüll für organische Abfälle wie Essensreste. Altglascontainer sind für Altglas und der Restmüll – wie der Name schon sagt – für den Rest, also zum Beispiel Babywindeln und Asche.
Wie das Recycling noch effektiver wird
Parallel zur richtigen Sortierung kann man das Recycling aber auch noch auf andere Weisen erleichtern. So raten Abfallbetriebe zum Beispiel dazu, Verpackungen wie Shampoo-Flaschen und Joghurtbecher zu entleeren, bevor man sie wegwirft. Sie auszuspülen, ist jedoch nicht nötig. Auch wird empfohlen, Verpackungen nicht zu stapeln. Das spart zwar Platz, erschwert aber die Arbeit von Sortieranlagen. Dasselbe gilt für Deckel, die nicht von den Verpackungen entfernt wurden – zum Beispiel Deckel von Senftuben oder Marmeladengläsern.
Wer seinen Müll richtig trennt, tut auch der Umwelt etwas Gutes. Derzeit spart die Verwertung von Verpackungen aus der Gelben Tonne, aus Glas sowie aus Papier, Pappe und Karton in Deutschland jährlich 1,95 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ein. Würden wir unsere Abfälle noch konsequenter trennen, könnten es bis 2030 sogar 2,55 Millionen Tonnen sein.