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Wie das Fahrrad zum Licht kommt

Dr. Kai U. Jürgens

 

Wer in der Großstadt nachts unterwegs ist, bekommt manchmal den Eindruck, als wäre Fahrradbeleuchtung der überflüssigste Gegenstand auf der Welt – denn sie wird nicht selten weggelassen. Tatsächlich aber ist die korrekte Ausrüstung des eigenen „Drahtesels“ nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern ausgesprochen sinnvoll, um nicht in einen Unfall verwickelt zu werden. Doch was für Möglichkeiten gibt es – und welcher Option ist schließlich der Vorzug zu geben?

 

Tüchtig strampeln, dann leuchtet’s: der Seitendynamo

Vorderrad mit Fahrrad-Dynamo
Fotolia.com/36clicks
Die meisten Beleuchtungsmuffel sind sich vermutlich nicht darüber im Klaren, wie einfach es einem heute gemacht wird, eine Fahrradbeleuchtung zu installieren – in alter Zeit musste schließlich auf Kerzen, Petroleum- oder Öllampen zurückgegriffen werden. Dies hat sich nach der Nutzbarmachung der Elektrizität für das Zweirad maßgeblich geändert. Als Stromquelle diente zunächst der nicht sonderlich beliebte Seitendynamo, der seitlich am Rad befestigt war. Obwohl über Jahrzehnte und durchaus auch in komplexerer Bauweise in Gebrauch, erzeugte er störende Betriebsgeräusche, kostete zusätzlichen Kraftaufwand und sorgte für ärgerlichen Abrieb am Reifen. Und: Er war nicht sicher, denn bei Nässe oder Schnee konnte es schon mal passieren, dass die kleine Reibrolle keinen Halt am Reifen fand. Die Folge: Spannungsabfall.

 

Fortschritt durch Technik: der Nabendynamo

Während der Seitendynamo praktisch jedem Fahrradfahrer schon einmal untergekommen sein dürfte, ist dies bei Sonderformen wie dem Speichendynamo schon nicht mehr so sicher. Ein weiterer Nachteil dieser Energieerzeuger ist nämlich ihr geringer Wirkungsgrad, der bei unter 30% liegt – das bedeutet, das nur 30 Prozent der aufgewendeten Energie auch wirklich der Fahrradbeleuchtung zugute kommen. Erheblich besser sieht es mit Nabendynamos aus, die in der Nabe des vorderen Laufrads untergebracht sind. Sie laufen geräuschlos, sind von der Witterung unabhängig und verfügen über einen Wirkungsgrad von 50 bis 70 Prozent. Tatsächlich wird bisweilen so viel Energie erzeugt, dass der Radfahrer nicht nur die Beleuchtung versorgen, sondern ganz nebenbei auch den Akku von seinem Mobiltelefon oder ähnlichen Geräten aufladen kann.

 

Wenn das Fahrrad steht: das Standlicht

Einen Nachteil haben Dynamos: Sie erzeugen nur Strom, solange man in die Pedale tritt. Wer auch im Stehen – zum Beispiel an einer Straßenkreuzung oder Einfahrt – gesehen werden will, benötigt bei seiner Fahrradbeleuchtung einen entsprechenden Zusatz. Batteriebetriebene Leuchten sind über gängige Stecksysteme leicht zu befestigen, dürfen allerdings nur bei Rennrädern unter elf Kilo als alleinige Beleuchtung verwendet werden. Für alle anderen Räder empfiehlt sich daher eine Standlichtfunktion. Bei dieser leuchtet die Fahrradlampe noch einige Minuten nach, wenn der Dynamo zur Ruhe gekommen ist. Moderne LED-Leuchten haben zudem eine höhere Lebenserwartung und eine bessere Lichtausbeute als die bislang genutzten Lampen; es lohnt sich also, sie als Front- wie Rückstrahler einzusetzen. Denn wer beim Fahren besser sieht, der kann auch besser gesehen werden.

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