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Wie Frauen Teil der Olympischen Spiele wurden

Es steht wieder Olympia vor der Tür: Ab dem 26. Juli 2024 wird die französische Hauptstadt Paris Gastgeber für die Olympischen Sommerspiele. Sie werden gerne als Fest der Völkerverständigung und Fairness gefeiert. Doch für die Hälfte der Menschheit waren diese Spiele lange tabu – die Frauen. Wann durften Athletinnen erstmals bei den Olympischen Spielen antreten? Wie haben sie sich die vollständige Teilnahme erkämpft? Und sind die Olympischen Spiele mittlerweile vollständig gleichberechtigt?
THE, 26.07.2024
Umriss einer Fackelläuferin von dem Panorama von Paris

© Paris: saiko3p, iStock; Fackeläuferin: A-Digit, iStock

Am Freitag, den 26. August 2024 beginnen die Olympischen Sommerspiele. Dieses Jahr werden Athleten und Athletinnen aus über 200 Ländern in insgesamt 32 Sportarten gegeneinander antreten. Gastgeberland ist Frankreich – die Hauptstadt Paris wird den Wettbewerb zum dritten Mal seit 1900 und 1924 ausrichten. Dabei werden in diesem Jahr erstmals genauso viele Frauen wie Männer in den Wetterbewerben antreten. 

Der lange Weg der Athletinnen

Doch der Weg zur Geschlechtergerechtigkeit bei den Olympischen Spielen war kein einfacher: Bei den ersten olympischen Spielen der Neuzeit, im Jahr 1896 in Athen, lag die Anzahl der teilnehmenden Athletinnen noch bei „Null“. Erst vier Jahre später, im Jahr 1900 in Paris, durften Frauen erstmals überhaupt teilnehmen. Und auch dann traten die insgesamt 22 Sportlerinnen nur in vier Disziplinen, unter anderem Tennis und Golf, an. Die meisten anderen Sportarten galten dagegen als nicht schicklich für das "zarte" Geschlecht – ihre Ausübung war zu unelegant, anstrengend und brutal. Trotz dieser Einschränkungen hatten die Sportlerinnen Erfolg und die Seglerin Helene de Pourtales gewann im offenen Wettbewerb die Goldmedaille.

Auch der weitere Weg der Athletinnen zur Olympia-Teilnahme war von vielen Kämpfen und Rückschlägen geprägt. Denn zu dieser Zeit zeigten sich einige der tonangebenden Herren nicht begeistert von der Teilnahme der Sportlerinnen. Baron Pierre de Coubertin etwa, der damalige Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), war ein entschiedener Gegner von olympischen Frauenwettbewerben. „Olympische Wettkämpfe von Frauen sind unpraktisch, uninteressant, unästhetisch und, wir scheuen uns nicht hinzuzufügen, falsch“, so de Coubertin. 

Segelyacht "Lérina" bei den Olympischen Spielen 1900 in Paris
Bei den Olympischen Spielen 1900 in Paris wurde Hélène de Pourtalès als Besatzungsmitglied der "Lérina" zur ersten Olympiasiegerin der Neuzeit.

© Wochenmagazin “La vie au grand air”, historisch

Gründung der Olympischen Frauenspiele  

Immer wieder wurden den Athletinnen deshalb Steine in den Weg gelegt. Anfang des 20. Jahrhunderts lehnte der Leichtathletik-Weltverband IAAF den Antrag der sportbegeisterten Schwimmerin Alice Milliat ab, Frauen in der olympischen Leichtathletik zuzulassen. Aus Protest veranstaltete sie daraufhin 1921 ihre eigenen „Olympischen Frauenspiele“ in Monaco. Wegen des großen Erfolgs der Veranstaltung billigte das IOC den Frauen einige Jahre später nach Verhandlungen schließlich doch fünf olympische Wettbewerbe zu, unter anderem Turnen, Fechten und 800-Meter-Lauf. 

Doch auch bei diesem vermeintlichen Entgegenkommen wurde den Frauen nichts geschenkt: Die Zulassung der Athletinnen zu den Spielen galt nur als vorläufig und der 800-Meter-Lauf der Frauen wurde im selben Jahr wieder aus dem Programm gestrichen, als sich einige Läuferinnen erschöpft im Ziel auf die Bahn sinken ließen. Dieses Verhalten sahen die Funktionäre das als Beweis, dass die weibliche Physis für solch eine Distanz zu schwach sei.

Immer mehr Frauen im Wettkampf

„Es hat lange gebraucht, bis deutliche Schritte für die Gleichberechtigung von Frauen in der Olympischen Bewegung gegangen wurden“, kommentiert die Sportsoziologin Petra Tzschoppe von der Universität Leipzig. Einen Meilenstein auf dem Weg dahin setzte allerdings die Schwimmerin Gertrude Ederle, die 1926 als erste Frau durch den Ärmelkanal schwamm. Der Clou: Die damals 20-jährige Amerikanerin stellte einen neuen Rekord auf, indem sie die Strecke zwei Stunden schneller zurücklegte als jeder Mann zuvor. 

Mit der Zeit eroberten die Athletinnen schließlich in immer mehr Disziplinen ihr Startrecht, 1984 wurde beispielsweise der Frauen-Marathon olympisch, Stabhochsprung erst im Jahr 2000. Mit der Aufnahme der Sportart Boxen zum olympischen Programm für Frauen wurde 2012 auch die letzte Männer-Domäne für die Sportlerinnen geöffnet. Allerdings fehlte auch hier nicht die gewisse Portion Sexismus: Vor der olympischen Frauen-Boxpremiere machten die Funktionäre der International Boxing Association den Vorschlag, dass die Athletinnen doch Minirock statt Shorts tragen sollten.

Wasserballspielerin Karin Kuipers
Mannschaftssportarten zählten zu den Nachzüglern: Beim Wasserball dauerte es immerhin bis zu den Sommerspielen 2000 in Sydney, bis auch Frauenmannschaften zugelassen wurden.

Erstmals vollständige Geschlechterparität

Doch trotz all dieser Rückschläge tragen die Kämpfe um Gleichberechtigung im Sport langsam ihre Früchte. Auch das IOC bemüht sich mittlerweile um die Gleichberechtigung von Frauen – zumindest bei den aktiven Athletinnen. Mit Erfolg: Während im Jahr 2021 schon fast 49 Prozent der antretenden Olympioniken Frauen waren, soll dieses Jahr erstmals vollständige Geschlechterparität bei den Olympischen Spielen erreicht werden.

Außerdem treten Frauen und Männer in immer weiteren olympischen Mixed-Wettbewerben gegeneinander an. Diese Form des direkten Wettkampfs führt auch dazu, die sportliche Leistung als gleichwertig mit den Männern anzuerkennen – mittlerweile laufen, segeln und reiten Frauen und Männer nun schon in insgesamt elf Sportarten gemeinsam. Dieses Jahr werden sie erstmals im Schießen und im Gehen gegeneinander antreten. „Wir alle haben das gemeinsame Ziel, mehr Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Inklusion in der Gesellschaft zu erreichen“, betont Barbara Schweizer, Programmmanagerin beim IOC. 

Zu wenig Frauen in Führungspositionen

Ähnliche lang und mühsam war der Weg von Frauen in olympische Führungspositionen. Erst 1981 durften zwei Frauen erstmals Teil des IOC werden. Im letzten Jahrzehnt ist die Zahl der Sportfunktionärinnen aber merklich gewachsen. Inzwischen sind 41 Prozent der IOC-Mitglieder weiblich. „Doch auch wenn das IOC in den letzten zehn Jahren große Schritte gegangen ist, bleibt bis zur wirklichen Geschlechterparität noch einiges zu tun“, kommentiert Tzschoppe. 

Denn laut der Sportsoziologin braucht es auch in allen anderen olympischen Bereichen mehr Frauen. Bei den vorherigen Spielen in Tokio waren beispielsweise nur 13 Prozent der Coaches weiblich.  Hier müsste demnach noch nachgebessert werden. Zum einen, um weibliche Perspektiven und Interessen zu vertreten, etwa wenn es um Krankheiten geht, die eher weibliche Personen betreffen oder auch bei schwerwiegenderen Fragen, wie der sexuellen Belästigung beim Training.  Zum anderen können gerade junge Trainerinnen auch als Vorbilder dienen, zu denen die Mädchen aufschauen und die sie für eine Sportkarriere begeistern.  

Um dies zu ändern, hat das IOC das Programm „Women in Sport High Performance Pathway“ gestartet – eine Initiative, die rund 125 Trainerinnen durch Maßnahmen wie zusätzliche Ausbildung und Coachings fördert. Laut eigenen Berichten zeigt das Programm schon erste Erfolge. 

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