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Wieso heißt Strom eigentlich Strom und wo kommt er her?

Modernes Leben ohne elektrischen Strom kann sich kaum noch jemand vorstellen. Es ist kaum zu glauben, dass noch vor zwei Generationen eine Stromversorgung noch nicht überall selbstverständlich war. Längst nicht jedes Haus verfügte über einen eigenen Stromanschluss. Doch wieso heißt Strom eigentlich so? Wo kommt er her und warum gibt es so viele verschiedene Anbieter?
Gewitter
Elektrizität ist ein Naturphänomen.

© pixabay.com,  dertobisturmjagd (CC0 Public Domain)

Elektrizität ist ein Naturphänomen

Der griechische Forscher Thales von Milet hat bereits vor etwa 2500 Jahren entdeckt, dass es eine Form von Elektrizität in der Natur gibt, und zwar die elektrostatische Aufladung. Er nannte sie Elektrizität, hergeleitet von Electron, dem griechischen Namen für Bernstein. Er rieb in einem Experiment ein Stück Bernstein an einem Stück Stoff. Anschließend zog der Stein Federn, Stroh oder andere leichte Materialien an. Er konnte dieses Phänomen damals noch nicht erklären.

Es dauerte noch mehr als 2000 Jahre, bis Forscher sich verstärkt diesem Phänomen zuwandten. William Gilbert aus Großbritannien und weitere Forscher machten im 17. Jahrhundert erneut Experimente mit Bernstein (PDF-Doc). Otto von Guericke aus Magdeburg konnte mithilfe von Schwefel die elektrische Aufladung sichtbar machen. Benjamin Franklin bewies in seinem verwegenen Drachen-Experiment, dass Blitze elektrische Energie sind. Nutzbar für den Menschen wurde der Strom allerdings erst in der Mitte des 19. Jahrhundert.

Ursprünglich war das Wort Strom, das es etwa seit dem 8. Jahrhundert gibt, das Wort für ein schnell fließendes Gewässer oder einen großen Fluss, der eine starke Strömung hat. Im 18. Jahrhundert kamen weitere Bedeutungen hinzu, und es bedeutete fortan auch elektrischer Strom.

Rasanter Fortschritt bis hin zur flächendeckenden Stromversorgung

Alessandro von Volta erfand 1775 die Batterie und legte den Grundstein für die weitere Entwicklung des Stroms. Plötzlich war Strom speicherbar.

Eine weitere Disruption in der Geschichte des Stroms war die Erfindung der Dynamomaschine durch Werner von Siemens, einen deutschen Ingenieur. Mit diesem ersten funktionstüchtigen Generator war es möglich, elektrische Energie aus Bewegung zu gewinnen und damit Maschinen anzutreiben. Die Dampfmaschine wurde obsolet.

Ein weiterer Meilenstein, der die elektrische Energie massentauglich machte, war die Erfindung der Glühbirne durch Thomas Alva Edison und Joseph Wilson Swan in den 1870er-Jahren. Erste elektrische Straßenlaternen gab es in Frankfurt und Berlin im Jahr 1882. Auch die flächendeckende Stromversorgung in privaten Haushalten ging rasant voran. Im Jahr 1914 waren etwa 5 Prozent der Berliner Wohnungen mit einem eigenen Stromanschluss ausgestattet. 1920 waren es schon mehr als 50 Prozent. Selbst ländliche Gebiete waren bis Mitte der 1930er-Jahre an das Stromnetz angeschlossen.

Immer mehr Geräte, die mit Strom angetrieben sind, hielten Einzug in den Alltag. In den industrialisierten Ländern ist Strom nicht mehr wegzudenken. Dennoch gibt es laut internationaler Energieagentur weltweit immer noch etwa 1,4 Milliarden Menschen, hauptsächlich in Afrika und Asien, die noch nicht an das Stromnetz angeschlossen sind.

Windpark
Windkraft hat inzwischen einen Anteil von knapp 22 Prozent am gesamtdeutschen Strommix (Stand: 2022).

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Stromerzeugung in Deutschland

Mit dem Energie- oder Strommix müssen die Unternehmen angeben, mit welcher Energie sie ihren Strom erzeugen. Der Hauptstromlieferant ist heute die Windkraft, die bereits einen Anteil von 21,7 Prozent (Stand 2022) am gesamtdeutschen Strommix ausmacht. Ein immer geringer werdender Teil der elektrischen Energie kommt aus Kernkraftwerken. In den Kraftwerken zerfallen radioaktive Atomkerne in einer kontrollierten Kettenreaktion. Dabei entsteht sehr viel Wärme, die dazu genutzt wird, um Turbinen anzutreiben. Die Bewegung der Turbinen erzeugt schließlich den Strom. Kohle ist ein fossiler Brennstoff, der ebenfalls in Kraftwerken zur Stromerzeugung im Einsatz ist. Erdgas ist in Deutschland in erster Linie Heizenergie, die jedoch auch in Gaskraftwerken zur Stromerzeugung genutzt werden kann.

Im Jahr 2022 kamen fast 50 Prozent des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen, also von Windkraftanlagen, Solaranlagen, Biomasse und Wasserkraftanlagen.

Liberalisierung des Strommarktes bietet Chancen für kleine Unternehmen

Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts regelte der Staat den Energiemarkt in Deutschland. Die Stadtwerke waren der einzige Stromlieferant. Durch die spätere Liberalisierung des Strommarktes kam es zu einem freien Wettbewerb bei der Stromversorgung. Der Markt öffnete sich für privatwirtschaftliche Anbieter. Heute existieren die lokalen Stadtwerke, wie die Berliner Stadtwerke GmbH, neben einer Vielzahl privater Anbieter. Dabei gibt es einige große bekannte Unternehmen, die teilweise auch den Status Grundversorger innehaben, aber auch einige kleinere Stromversorger, die unter anderem mit einem individuelleren Service punkten können.

Die Energiewende ist eingeläutet

Die Energieversorgung ist ein wesentlicher Pfeiler des Wohlstands in der Gesellschaft. Die Energiewende soll sicherstellen, dass die Energieversorgung nicht nur wirtschaftlich und sicher ist, sondern vor allem auch umwelt- und klimaverträglich. Im Fokus der Energiewende stehen daher die nachhaltige Energieerzeugung, Energieverteilung und Energieumwandlung. Damit die Energieversorgung nachhaltiger wird, ist es erforderlich, den Anteil der fossilen Energieträger, zu denen in erster Linie Kohle, Erdöl und Erdgas gehören, weiter sinken. Wenn fossile Energieträger verbrennen, entsteht Wärmeenergie. Gleichzeitig entsteht aber auch Kohlendioxid, das mitverantwortlich für die weltweiten Klimaveränderungen ist und die Umwelt stark belastet. Um die Energiewende voranzutreiben, ist es daher notwendig, immer mehr fossile Energieträger einzusparen und die erneuerbaren Energien immer weiter auszubauen.

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