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Wo sich die Polarnacht am besten erleben lässt
Wie lange es während der Polarnacht an einem Ort stockfinster ist, hängt von dem Breitengrad ab. Städte, die knapp über dem Polarkreis liegen, erleben nur 24 Stunden durchgehende Dunkelheit, am Nordpol wird es dagegen ein halbes Jahr lang nicht hell. Manche Orte liegen auch in einer Art Übergangszone. Statt nur in völlige Finsternis sind sie stundenweise auch mal in mystisches Zwielicht gehüllt. An den folgenden fünf Reisezielen wird die Polarnacht zum unvergesslichen Erlebnis.
Norwegen: Spitzbergen
Spitzbergen ist eine norwegische Inselgruppe hoch oben im Nordpolarmeer. Die größte Siedlung, Longyearbyen, ist gerade einmal 1.300 Kilometer vom Nordpol entfernt. Die Polarnacht taucht die Inseln von Mitte November bis Ende Januar in völlige Finsternis. Das bedeutet beste Chancen für das Bestaunen von Polarlichtern. Spitzbergen bezeichnet sich selbst als den einzigen dauerhaft besiedelten Ort auf der Erde, an dem man auch tagsüber die Nordlichter erleben kann.
Diese unterscheiden sich von nächtlichen Polarlichtern in Farbe und Intensität. Zusammen mit dem Mond und den Sternen sind sie während der Polarnacht die einzigen natürlichen Lichtquellen.
Norwegen: Tromsø
Norwegen wartet direkt mit einem zweiten Polarnacht-Reiseziel auf: Tromsø. Die Stadt liegt 320 Kilometer nördlich des Polarkreises und wird von Ende November bis Mitte Januar von der Polarnacht eingehüllt. Es ist dort allerdings nicht durchgehend stockfinster. Von 9 Uhr morgens bis 14 Uhr nachmittags herrscht ein dezentes Dämmerlicht.
Neben dem Bestaunen der Nordlichter, Hundeschlittenfahrten, Skifahren und Whale Watching hat Tromsø ein weiteres Highlight zu bieten. Anfang Januar findet dort Norwegens größter Winterlauf, der Polar Night Half Marathon, mit rund 2.000 Läufern statt.
Schweden: Kiruna
Das letzte skandinavische Reiseziel auf der Liste ist Kiruna, die nördlichste Stadt Schwedens. Die Polarnacht dauert hier nicht so lange wie im Norden Norwegens und lässt sich von Dezember bis Januar erleben. Kiruna ist nicht den ganzen Tag über in völlige Dunkelheit gehüllt, sondern erlebt täglich für ein paar Stunden Dämmerlicht.
Der lokale Tourismusverband nennt als Highlight die tägliche „blaue Stunde“, bei der ab 14 Uhr die schneebedeckte Landschaft und der Himmel für 15 Minuten in einem besonderen blauen Licht erstrahlen. Während der Polarlacht lassen sich in Kiruna die Nordlichter bestaunen und auch sonstige Aktivitäten wie Skifahren, Hundeschlittenfahrten, Schneemobilausflüge und Ausritte sind möglich.
Grönland: Qanaaq
Deutlich exotischer lässt sich die Polarnacht in Qanaaq im Norden Grönlands erleben. Hier beginnt die Dunkelheit bereits am 24. Oktober und endet erst am 17. Februar. Qaanaaq liegt weitab von den Hauptrouten und ist kein billiges Reiseziel. Doch eine Reise lohnt sich, wie die Einheimische Ivalo Egede Lund erzählt: „Es macht Spaß, aufs Eis hinauszuschauen, wenn es im Dezember tagsüber richtig dunkel wird. Die Fischer brechen Löcher ins Eis und bringen Netze aus. Später angeln sie mit der Schnur. Dann kann man ihre Stirnlampen dort draußen herumwackeln sehen.“
Einen Spaziergang allzu fernab der Siedlung empfiehlt Ivalo allerdings nicht: „Ich verlasse die Stadt nicht, wenn es dunkel ist. Denn dann kann man nicht sehen, ob ein Eisbär vorbeikommt. Sie kommen ja ab und zu.“ Aktivitäten wie Hundeschlittenfahrten oder Indoor-Veranstaltungen sind aber trotz Eisbären möglich.
USA: Utqiaġvik
Das letzte Reiseziel befindet sich ebenfalls fernab von Europa, im US-amerikanischen Alaska. Utqiaġvik (ehemals Barrow) ist die nördlichste Gemeinde der Vereinigten Staaten und liegt direkt am Arktischen Ozean. Stolze 67 Tage lang, vom 18. November bis zum 23. Januar, sieht die Stadt kein Sonnenlicht. Die Temperaturen sinken währenddessen regelmäßig unter Null.
Utqiaġvik hat gerade einmal 4.300 Einwohnern, ist damit aber eines der größeren Dörfer Alaskas und ein Knotenpunkt in der Region. Das Besondere an der Siedlung ist ihre reiche indigene Kultur. Auch heute noch ist an „dem Ort, an dem wir Schneeeulen jagen“ – wie Utqiaġvik übersetzt heißt – Jagen und Sammeln an der Tagesordnung. Dazu gehören die Jagd auf Wale, Robben, Walrosse, Karibus und Enten.