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Strindbergs Totentanz: Ein unlösbares Band aus Hass und Liebe

Wovon handelt das Stück?

Das 1900 entstandene zweiteilige Drama »Totentanz« August Strindbergs (1849–1912) kreist um den Kampf der Geschlechter, Strindbergs zentrales Thema. Der Festungskommandant Edgar und Gattin Alice leben in einem ehemaligen Gefängnisturm auf einer Insel. Die Akteure sind in mehrfacher Isolation gefangen. Die eigentliche Bedrängnis erwächst indes aus dem »Liebeshass«, der die beiden verbindet. Der schwelende Konflikt spitzt sich zu, als sich Alice' Cousin Kurt als Logiergast einstellt. Seine Vermittlungsversuche scheitern, und als Edgar bei einem Unglücksfall nur knapp dem Tod entgeht, lässt sich die Fast-Witwe zu der Bemerkung hinreißen, sie hasse ihn, weil er nicht schon gestorben sei, bevor sie geboren wurde.

Wie entwickelt sich die Handlung?

Eine Affäre Alice' mit Kurt und vorgebliche Scheidungsabsichten Edgars eröffnen dem 25-jährigen Ehekrieg eine neue Dimension. Während sie kaltblütig darangeht, die Existenz ihres Gatten durch eine Intrige zu vernichten, entpuppen sich dessen Attacken als Scheingefechte, mit denen er allerdings ihr Vorhaben durchkreuzt. In ohnmächtiger Wut gesteht sie den Ehebruch, wird aber von Kurt zurückgestoßen, der abreist. Am Ende entschließen sich die Eheleute, trotz allen Hasses unauflöslich verbunden, zum »Aufräumen«, »Durchstreichen« und »Weitergehen«.

Im zweiten Teil des Dramas, in seiner Kürze eher ein Nachspiel, tritt mit ihrer Tochter Judith und Kurts Sohn Allan die jüngere Generation auf den Plan und fällt Edgars »vampirhaftem Wesen« beinahe zum Opfer. Alice wiederum, im ersten Teil eine Chimäre des »Abgrunds«, wird durch den überraschenden Tod des Gatten zu später Verzeihung und Einsicht in ihre Liebe zu ihm geläutert.

Wer brachte Strindberg erfolgreich auf die Bühne?

Max Reinhardt. Strindbergs »Totentanz« stieß bei der Buchveröffentlichung 1901 auf ein verhaltenes Echo, nicht anders bei der deutschen Uraufführung (Köln 1905). Dies änderte sich erst 1912 mit der Inszenierung Max Reinhardts in Berlin. Reinhardt war bereits als engagierter Förderer der nordischen Dramatik hervorgetreten. Am Deutschen Theater konnte er seine Vorliebe ab 1905 noch wirksamer entfalten und machte Strindberg als einen Exponenten des modernen Dramas international bekannt. Reinhardt gelangen kongeniale Umsetzungen der Bühnenwerke Strindbergs, so 1916 mit der »Gespenstersonate« unter revolutionärem Vorgriff auf die (später von Erwin Piscator perfektionierte) Simultanbühne.

Welche Anregung erhielt Strindberg vom Theater?

Die Poetisierung des Dramas nach 1900 (Wilde, Maeterlinck, Hofmannsthal) legte einen intimen Inszenierungsstil nahe, dem Reinhardt 1906 mit der Etablierung der Kammerspiele als einer Nebenbühne des Deutschen Theaters Rechnung trug. Strindberg griff diese Idee auf und bezeichnete fortan mehrere seiner Dramen explizit als »Kammerspiel«. Wie nahe sich die beiden in ihrer Auffassung eines zeitgemäßen Theaters standen, bis hin zur Gestaltung von Bühne und Zuschauerraum, zeigt die Einrichtung des 1907 von Strindberg in Stockholm eröffneten »Intima teatern«.

Als Idealbesetzung für die psychologisch hochkomplexen Strindberg'schen Frauenfiguren erwies sich die lange bei Reinhardt tätige Schauspielerin Gertrud Eysoldt, die zugleich die Nähe dieser Figuren zu den legendären Femmes fatales der zeitgenössischen Bühne offenlegte: Oscar Wildes »Salomé« (1896) und Frank Wedekinds »Lulu« (1903).

Was macht den Totentanz absurd?

Im Unterschied zu Strindbergs frühen naturalistischen Dramen (»Fräulein Julie«, 1888) fehlt den Gefühlen der Personen eine nachvollziehbare Motivation. Der »unvernünftige Hass«, der Alice und Edgar verbindet, scheint einer diffusen Hysterie zu entspringen. Das verleiht der ganzen Konstellation einen Zug ins Groteske und Absurde – nicht zufällig wurde 1968 Friedrich Dürrenmatt, der in dem Stück eine »theatralische Vision zur Moderne« sah, zu seiner Bearbeitung »Play Strindberg« angeregt.

Gegen welche Dämonen kämpfte Strindberg?

Der paranoid veranlagte (und in drei Ehen gescheiterte) Strindberg war vom Thema des – nach seinem Empfinden – aussichtslosen Geschlechterkampfes besessen. Er widmete ihm, mit oft frauenfeindlichem Unterton, mehrere Bühnen- und Prosawerke (»Der Vater«, 1887; »Die Beichte eines Toren«, 1895). Strindberg wurde am 22.1.1849 in Stockholm geboren. Zunächst verfasste er naturalistische Dramen (»Fräulein Julie«, 1888), bevor er sich mit »Der Totentanz« (1901), »Ein Traumspiel« (1902) und der »Gespenstersonate« (1907) auf das psychologische Kammerspiel verlegte. Im Jahr 1907 eröffnete Strindberg in Stockholm das »Intima teatern« (»Intime Theater«), eine Kleinbühne, auf der seine Kammerspiele aufgeführt wurden. Strindberg starb am 14.5.1912 in Stockholm.

Wussten Sie, dass …

August Strindberg mütterlicherseits deutscher Herkunft war und zehn Geschwister hatte?

der Dramatiker zunächst ein Medizinstudium begonnen hatte?

Strindberg auch eine Weile als Volksschullehrer und Hauslehrer arbeitete?

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