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Blühende Aussichten
Etwa 1,2 Mio. Hektar Raps wurden 2004 auf deutschen Feldern geerntet. Mehr als die Hälfte davon bildete den Nachschub für die mittlerweile 24 Biodieselfabriken, in denen aus dem Öl der Rapssaat Rapsölmethylester, besser bekannt als Biodiesel, hergestellt wird. Eine dieser Fabriken ist das Bio-Ölwerk Magdeburg, das mit einer Jahreskapazität von 60.000 Tonnen im Mittelfeld der deutschen Biodieselproduzenten angesiedelt ist.
Vom Feld in den Tank
In Magdeburg sind alle Produktionsschritte der Rapspressung und Biodieselumesterung unter einem Dach versammelt. Das Rapsöl wird nach der Pressung in einem nächsten Arbeitsschritt mit etwa zehn Prozent Methanol vermischt und mit Hilfe eines Katalysators zu Rapsölmethylester verarbeitet. Insgesamt werden pro Tag 190.000 Liter Biodiesel aus dem selbst produzierten sowie zusätzlich angeliefertem Rapsöl produziert.
Für die Biodieselherstellung eignen sich prinzipiell fast alle Pflanzenöle sowie tierische Fette und Altspeiseöle. In der Praxis besitzt in Deutschland aber allein Rapsöl eine nennenswerte Bedeutung. Es ist das Pflanzenöl mit dem höchsten Aufkommen in unseren Breiten. Zudem setzen die Fahrzeughersteller, die ihre Pkw oder Lkw für den Biodieselbetrieb freigegeben haben, in der Regel den Einsatz von RME, also Biodiesel auf Basis von Rapsöl, voraus.
Die im Bio-Ölwerk Magdeburg durchgeführte Umesterung macht aus dem einfachen Rapsöl einen hochwertigen Dieselkraftstoff, der sich durch sehr gute technische und ökologische Eigenschaften auszeichnet. Lediglich seine Lösungsmitteleigenschaften erfordern den Einsatz von lösungsmittelbeständigen Dichtungen und Leitungsmaterialien im Kraftstoffsystem der mit Biodiesel betriebenen Fahrzeuge.
Vor allem im Nutzfahrzeugbereich hat sich neben dem ökologischen auch der ökonomische Aspekt der Biodieselverwendung herumgesprochen. Durch seine Mineralölsteuerfreiheit ist Biodiesel zwischen 10 und 15 Cent günstiger als konventioneller Diesel. Trotz eines in der Praxis ermittelten geringen Mehrverbrauchs rechnet sich der konsequente Einsatz von Biodiesel. Kein Wunder, dass viele Speditionen und Busbetriebe ihre Tanks bereits mit Biodiesel füllen. Positiver Nebeneffekt des Biodieseleinsatzes im Zusammenhang mit den Eigenverbrauchstankstellen: Transport und Lagerung von Biodiesel sind denkbar einfach. Biodiesel ist nicht als Gefahrgut klassifiziert, schwer entflammbar und lediglich in die Wassergefährdungsklasse 1 eingestuft.