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Damit das Fliegen nicht zum Horrortrip wird - Was tun gegen Flugangst?
Immerhin jeder vierte Erwachsene leidet unter ausgeprägter Flugangst, weitere haben zumindest ein mulmiges Gefühl. Bei vielen Betroffenen steigt schon in den Tagen vor der Flugreise die Furcht, manchmal aber auch die Angst vor der Angst. Bei anderen setzt die Panik erst ein, wenn es ans Betreten des Fliegers geht. Dann aber herrscht purer Stress: Die Atmung beschleunigt sich, wir verkrampfen unwillkürlich die Muskeln und krallen und an den Armlehnen des Sitzes fest. In schwereren Fällen können Übelkeit, Herzrasen, Kopfschmerzen, Magenkrämpfe und echte Panikattacken folgen.
Aber warum macht das Fliegen eine solche Angst? Schließlich sind Flugzeuge noch immer das sicherste Verkehrsmittel – trotz des Germanwings-Absturzes. Jedes Jahr befördern sie fast vier Milliarden Menschen, die Zahl der Todesfälle liegt dagegen pro Jahr bei wenigen hundert weltweit. Zum Vergleich: Allein in Deutschland starben im letzten Jahr knapp 3.400 Menschen im Straßenverkehr. Doch diese Statistiken helfen Menschen mit Flugangst wenig, denn auch wenn sie rational wissen, dass Fliegen relativ sicher ist, die Angst bleibt.
Flugangst ist nicht rational
Flugangst ist wie die meisten Phobien nicht rational. Sie speist sich oft aus verschiedenen Quellen. Eine Rolle spielt das Gefühl des Kontrollverlusts: Wir müssen als Passagiere den Fähigkeiten der Piloten vertrauen, kennen diese aber nicht einmal und können nicht beurteilen, was sie tun und wie gut. Das röhrenförmige Innere des Flugzeugs löst bei einigen Betroffenen zusätzlich Platzangst aus – man fühlt sich eingesperrt und weiß, dass es im Flug keinen Ausgang gibt.
Hinzu kommt die unbekannte Technik und Umgebung. Die Vielzahl der Geräusche, die wir nicht interpretieren können: Ist dieses Aufjaulen normal? Muss der Motor jetzt so dröhnen oder ist das ein schlechtes Zeichen? Ein Auslöser kann aber auch ein traumatisches Erlebnis sein, beispielsweise ein zuvor erlebter Flug mit starken Turbulenzen. Viele Menschen haben aber auch Flugangst, obwohl sie noch nie geflogen sind – ihre Angst ist sozusagen prophylaktisch.
Was kann man tun?
Wichtig ist es, gut vorbereitet zu starten: Tragen Sie bequeme, nicht einengende Kleidung, fahren Sie rechtzeitig zum Flughafen und vermeiden Sie Hetze und Stress schon vor dem Boarding. Beim Check-In sollte man sich überlegen, ob man sich am Gang oder am Fenster wohler fühlt und den Platz entsprechend wählen. Sie sollten zudem nicht zögern, die Flugbegleiter anzusprechen und ihnen zu sagen, dass Sie unter Flugangst leiden. Denn das Personal ist im Umgang mit Betroffenen geschult und wird versuchen ihnen den Flug so angenehm wie möglich zu gestalten.
Untersuchungen zeigen, dass es vielen Menschen hilft, wenn sie trotz Flugangst fliegen. Denn mit jedem Flug steigern sich die positiven Erlebnisse, bei denen nichts passiert. Für Betroffene ist es wichtig, sich diese guten Erfahrungen im Nachhinein noch einmal bewusst zu machen. Wer es dagegen ganz vermeidet, mit dem Flugzeug zu reisen, verschlimmert seine Angst davor nur immer mehr.
Musik hilft, Schokolade auch
Helfen kann es auch, sich vor dem Flug gezielt Musik auszusuchen, die man mag und die einen entspannt. Forscher haben herausgefunden, dass Musikstücke mit eher langsamen Tempo und rund 60 Beats pro Minute besonders gut gegen Flugangst helfen. Denn sie helfen dabei, den Herzschlag zu beruhigen. Ob es sich dabei um Klassik oder Pop handelt, ist für den Effekt nicht relevant. Ein praktischer Nebeneffekt der Berieselung: Die Musik überdeckt die ungewohnten, angstmachenden Geräusche im Flieger und trägt so zusätzlich zu Linderung der Flugangst bei.
Schokolade oder Schokoriegel mit in den Flieger zu nehmen, ist ebenfalls eine ganz gute Strategie. Denn das Naschen hält den Blutzucker oben und verhindert ein Absacken des Kreislaufs. Zudem wirkt die Schokolade beruhigend. Eher weniger empfehlenswert sind dagegen Alkohol oder Beruhigungsmittel. Denn sie verdrängen zwar die momentane Angst, tragen aber nicht dazu bei, die Flugangst langfristig zu lindern.