wissen.de Artikel
Das machen Komplimente mit uns
Dem Partner, den Freunden, einem Familienmitglied oder sogar Fremden ein Kompliment zu machen, erfordert unter Umständen etwas Mut. Zum „Tag der Komplimente“ fällt uns das aber vielleicht etwas leichter, denn Komplimente sind mehr als nur nette Worte – sie können Beziehungen stärken und sogar unser Wohlbefinden beeinflussen. Aber wie genau tun sie das?
Was machen Komplimente mit unserem Körper?
Wenn wir ein ehrliches Kompliment bekommen, zeigt sich selbst im Gehirn ein positiver Effekt, wie Forschende des Universitätsklinikums Heidelberg und des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim herausgefunden haben. Dazu schickten sie Paare in zwei MRT-Geräte, die in Echtzeit aktive Hirnareale darstellen können.
Die Paare konnten ihren Partner während des Experiments auf einem Videobildschirm sehen und sollten sich während des MRT-Scans gegenseitig Komplimente machen. Dabei zeigte sich: Die Komplimente aktivierten die Empathie- und Belohnungsareale im Gehirn. In diesen Hirnarealen sind vor allem die als Bindungs- und Glückshormone bekannten Hormone Oxytocin und Dopamin aktiv. Wir fühlen uns bei Erhalt eines Kompliments also gut und weniger gestresst.
Aber die Scans enthüllten noch etwas Besonderes: „In der aktuellen Studie haben wir herausgefunden, dass eben auch das Senden von Lob und die Antizipation – also das Wissen darüber, dass ich gleich mein Kompliment aussprechen werde – dieselben relevanten Hirnbereiche und sogar in größerem Umfang aktiviert, als ein vom Partner erhaltenes Lob,“ erklärt Studienleiterin Monika Eckstein.
Wie nehmen wir Komplimente wahr?
Wie sich das Komplimentemachen und -bekommen auf uns persönlich auswirkt, haben bereits mehrere Experimente untersucht. In einem Fall sollten die Teilnehmer auf einem Uni-Campus einer Person gleichen Geschlechts ein kleines Kompliment machen. Anschließend sollten sowohl Kompliment-Geber als auch -Empfänger eine Umfrage zu der Interaktion beantworten.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Personen, die Komplimente bekommen hatten, sich glücklicher, zufriedener und geschmeichelter fühlten, als der Kompliment-Geber vermutete. Die Kompliment-Geber unterschätzten den Effekt ihres Kompliments somit – selbst, wenn der Komplimente-Empfänger positiv auf das Kompliment reagiert hatte.
„Viele von uns haben Momente, in denen wir etwas an einer anderen Person bemerken und schätzen, [...] aber wir behalten unsere Wertschätzung für uns, anstatt sie zu teilen“, erklärt Vanessa Bohns von der Cornell University, eine der beteiligten Forscherinnen. „Diese Forschung bietet eine Erklärung für den Grund: In solchen Momenten vergessen wir oft, wie gut ein einfaches, sogar ungeschickt ausgesprochenes Kompliment einer anderen Person tut.“
Was macht ein Kompliment gut?
Aber was macht ein Kompliment gut? Bevor wir jemandem ein Kompliment machen, sollte allem voran die Situation stimmen. „Man stelle sich vor, dass die Verkäuferin im Bekleidungsgeschäft sagt, wie gut einem das Kleid steht. Dann kommt eine andere Kundin, und macht einem ebenfalls ein Kompliment. Letzteres kommt viel besser an, denn die Kundin hat ja keinerlei Nutzen davon, wenn ich das Kleid kaufe – im Gegensatz zur Verkäuferin“, erklärt Sprachwissenschaftlerin Giuliana Santoro im Interview mit der Universität Basel.
Dabei ist es auch von Vorteil, Komplimente so exakt wie möglich auf eine bestimmte Situation zu beziehen, rät Psychologe Dario Zaremba im WDR: „Da gibt es zwei Möglichkeiten, ich kann das Verhalten oder die Leistung loben. Ich kann aber auch Persönlichkeitseigenschaften oder den Charakter loben.“ Vermeiden sollten wir hingegen Komplimente, die direkt wieder abwerten oder die sich Klischees bedienen, wie „Du kannst echt gut einparken für eine Frau“.
Aber sollten wir, nachdem wir ein Kompliment bekommen haben, direkt mit einem Kompliment kontern? „Ein erwidertes Kompliment [...] wirkt weniger stark, auch wenn es ehrlich gemeint ist. Ich empfehle, ein Kompliment verzögert zurückzugeben, und nicht unmittelbar in der gleichen Situation“, erklärt Santoro. Am besten ist es daher, wenn wir uns einfach bei unserem Gegenüber für das Kompliment bedanken.