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Der Arbeitsalltag eines Consultants
Frau Heckelmann, Sie sind noch nicht ganz Mitte 20 und bereits Consultant bei PricewaterhouseCoopers. Wie haben Sie den Einstieg geschafft?
Christiane Heckelmann: Es ist wichtig, mehr als nur Fachkenntnisse mitzubringen. Es wird versucht, ein bestmögliches Gesamtbild zu bekommen. Daher wird beispielsweise darauf geachtet, ob sich ein Bewerber auch außeruniversitär engagiert oder an welchen Orten ein Bewerber vorher tätig war (z.B. Praktika, Auslandssemester). Insofern hatte ich damals, als es bei mir darum ging, eine Festanstellung zu suchen, bei PwC das Gefühl, aufgrund meines Hintergrundes gut dazu zu passen und habe mich daraufhin bei PwC beworben. Ich habe mein Internationales Baccalaureate in der Nähe von Frankfurt gemacht und bin dann für das gesamte Studium nach England gegangen, habe dort meinen Bachelor erhalten und habe während dieser Zeit auch diverse Praktika gemacht. Das letzte Praktikum war bei einem großen Konsumgüterhersteller in Hamburg und dort im Bereich SOX, der internen Umsetzung von Sarbanes-Oxley, was mir für den Bewerbungsprozess sicherlich geholfen hat. Beworben habe ich mich ganz normal über das Karriereportal von PwC und habe recht zügig eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch bekommen. Das wurde von einem Senior Manager und einem Manager geführt. Daraufhin habe ich recht zeitnah ein Feedback erhalten, bei dem ich zu einem Interview mit einem Partner eingeladen worden bin.
Herr Keysers, Sie haben in Oxford den Bachelor in Business and Management sowie in Economics mit Auszeichnung erworben. Hier in Deutschland hat man oft den Eindruck, dass sich Arbeitgeber mit dem Abschluss Bachelor noch immer schwer tun. Täuscht der Eindruck? Wie ist Ihre Erfahrung bei PricewaterhouseCoopers?
Sven Keysers: Generell muss man sagen, dass die deutschen Arbeitgeber mit dem Bachelor sehr unterschiedliche Erfahrungen haben. Es handelt sich ja schließlich um eine große Umstellung der gesamten Hochschullandschaft, worauf sich die Unternehmen erst einmal einstellen müssen. Ich persönlich habe bei PwC sehr gute Erfahrungen gemacht: die Akzeptanz im Team und bei den Vorgesetzten sowie die Unterstützung, die ich bekommen habe, waren ausgezeichnet. Es stellte sich schnell heraus, dass es neben dem Fachwissen genauso sehr auf die Fähigkeit ankommt, sich mit neuen Sachverhalten auseinanderzusetzen und sich schnell in neue Themengebiete einzuarbeiten.
Sie beide arbeiten im Bereich Performance Improvement. Was verbirgt sich hinter dem Begriff? Und was gehört zu Ihren klassischen Aufgabengebieten?
Christiane Heckelmann: Lassen Sie mich den Bereich Performane Improvement dazu erst einmal im Unternehmen einordnen: PwC ist in drei Unternehmensbereiche gegliedert, einmal in Audit, Tax und in Consulting bzw. Advisory. Bei Advisory gibt es wiederum zwei Bereiche, einmal Transaction Services und Consulting. Innerhalb von Consulting sind wir im Performance Improvement Bereich tätig und dieser ist in fünf Schwerpunktbereiche untergliedert: Einmal Finance and Accounting, IT Effectiveness, Operations, People and Change und der Bereich, in dem wir beide tätig sind, Governance, Risiko Management und Compliance. Da sind die Aufgaben sehr unterschiedlich, aber in allen Schwerpunktbereichen setzen wir uns sehr viel mit Prozessen auseinander: Wie können wir in Unternehmen Prozesse verändern und optimieren. Mein letztes Projekt war beispielsweise eine Bestandsaufnahme: Welche Anforderungen hat das Unternehmen schon umgesetzt, welche Tools werden verwendet und wie kann man diese Sachen integrieren und verbessern.
Welches war Ihr letztes Projekt, Herr Keysers?
Sven Keysers: Erst einmal vielleicht noch generell zum Bereich Governance, Risiko Management und Compliance: Wie gesagt beschäftigen wir uns insbesondere mit den Geschäftsprozessen. In den letzten Jahren hat, aufgrund der Marktnachfrage, der Fokus auf den Compliance-Themen gelegen. Das hat in der Regel mit der Anpassung bzw. der Optimierung des internen Kontrollsystems eines Unternehmens zu tun. Auch meine letzten Projekte waren in diesem Zusammenhang Sarbanes Oxley-Projekte, eben die Umsetzung von gesetzlichen Vorgaben der amerikanischen Börsenaufsicht an dort gelistete Unternehmen, die entsprechende Anforderungen an die Finanzberichterstattung zu erfüllen haben und u.a. die Vorstandsmitglieder der persönlichen Haftung aussetzen.