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Der Tunnelbau durch den „Höllenberg“
Es ist ein heute fast vergessenes Tunnelprojekt und gehört dennoch zu den größten Ingenieurs-Leistungen des 19. Jahrhunderts: Der Bau des Hoosac-Tunnels, der Massachusetts das Handelstor nach Westen eröffnete. Der Tunnelbau ist vor allem mit einem Namen eng verbunden: mit Alvah Crocker, Industrieller und Eisenbahnunternehmer. Nur Dank seines unermüdlichen Engagements über mehr als zwei Jahrzehnte konnte der Bau abgeschlossen werden. Noch bis heute ist der Hoosac-Tunnel der längste Eisenbahntunnel östlich der Rocky Mountains.
Der Beginn
Bereits 1819 gab es erste Pläne für den Bau eines Tunnels, der den Deerfield River östlich und den Hoosic River verbinden sollte. Doch es dauerte weitere dreißig Jahre, bis der Industrielle und Eisenbahnunternehmer Alvah Crocker das Parlament nach hitziger Debatte hinter das Projekt gebracht hatte und ein Gesetz verabschiedet wurde zur Einrichtung der „Troy & Greenfield Railroad Company“. Das Ziel: Die westlich und östlich des Berges Hoosac gelegenen Städte Troy und Greenfield sollten miteinander verbunden werden. Eine Strecke von 44 Meilen, fünf davon (also etwa acht Kilometer) führen durch den Berg. Es ist ein Projekt mit hohem finanziellen Risiko, doch das Parlament scheint dazu bereit. Alvah Crocker ist es ohnehin.
Am 8. Januar 1851 erfolgt der erste Spatenstich. Die ersten 100 Meter werden mit Hacke und Schaufel gegraben.
Wunder verspricht Crocker sich von einer mit Dampf betriebenen Tunnelbohrmaschine, die einen drei Meter tiefen Kreis mit einem Loch im Mittelpunkt in den Fels bohren soll. Das 90 Tonnen schwere Ungetüm beginnt am 16. März 1853 mit der Arbeit. Nach etwa drei Metern steckt die Maschine fest und lässt sich weder vor noch zurück bewegen. Das Vorhaben stockt. Mit einem Guthaben in der Tasche, das dem Bau hohe Erfolgsaussichten einräumt, erhält Crocker neue Mittel: ein staatliches Darlehen in Höhe von 2 Millionen Dollar. Ab 1856 leitet der Ingenieur Herman Haupt (1817 – 1905) als Subunternehmer den Tunnelbau. Mit Hämmern und Meißeln graben seine Männer in drei Schichten à acht Stunden Löcher ins Gestein. Diese werden dann mit Schießpulver gefüllt und zur Explosion gebracht. In 24 Stunden schaffen die Arbeiter 75 Zentimeter.