Als der britische Autor und Drehbuchschreiber Roald Dahl sich daran machte, das Drehbuch für Man lebt nur zweimal, den fünften James-Bond-Film, zu schreiben, erkannte er schnell, dass es drei Kategorien von Bondgirls gibt.
»… du packst drei Girls hinein. Nicht mehr und nicht weniger. Girl Nummer eins ist auf Bonds Seite. Sie bleibt ungefähr bis zum Ende der ersten Filmrolle im Rennen. Dann wird sie von der gegnerischen Seite eliminiert, vorzugsweise in den Armen Bonds … Girl Nummer zwei gehört zu Bonds Gegnern und bleibt im ganzen mittleren Drittel des Films aktuell. Sie muss Bond in ihre Gewalt bringen und der muss sich retten, indem er sie mit seiner sexuellen Ausstrahlung schachmatt setzt. Auch dieses Girl sollte eliminiert werden, vorzugsweise auf eine originelle Art und Weise … Girl Nummer drei ist hundert Prozent pro-Bond. Sie bereichert die Leinwand im letzten Drittel des Films und darf unter keinen Umständen ermordet werden. Und sie darf nicht zulassen, dass Bond sich ihr sexuell nähert, ehe der Film wirklich zu Ende ist. Das sparen wir uns für die letzte Einstellung auf.«
Roald Dahl, Playboy, 1967
Natürlich trieb Mr. Dahl in gewissem Sinn auch seinen Scherz mit den Bond-Produzenten, denn tatsächlich ist Man lebt nur zweimal der einzige Bond-Film exakt nach diesem Muster. Schon ein Jahr später war die Drei-Girls-Regel außer Kraft, denn in dem Streifen Im Geheimdienst ihrer Majestät sah sich Bond mit einem Harem von 12 internationalen Schönheiten und schließlich einer Ehefrau konfrontiert. Aber trotzdem lässt sich kaum von der Hand weisen, dass dieses Muster in abgewandelter Form einen maßgeblichen Anteil daran hatte, dass die Bond-Filme in den 1960er-Jahren international Furore machen konnten und bis heute nichts von ihrem Reiz verloren haben. Schöne Frauen, und zwar möglichst viele, gehörten ebenso sehr zu Bond wie sein Witz, Wodka-Martini (beides möglichst trocken), Hemden von Turnbull & Asser sowie die Spielereien und Waffen von Q und seinen Leuten. Bei seinem ersten Leinwandauftritt sehen wir James Bond mit einer grazilen Schönheit über einen »Chemin de fer«-Tisch hinweg flirten. Sieben Minuten und zehn Sekunden später erwartet sie ihn mit nichts als einem Pyjama-Top auf der Haut in seinem Appartement. Die Zwischenzeit verbringt Bond damit, die Sekretärin seines Vorgesetzten anzubaggern.