Wir leben im High-Speed-Zeitalter. In Seminaren erklären uns Zeitmanager, wie wir immer mehr Aufgaben in immer kürzeren Zeiträumen bewältigen können. Wer nicht Schritt hält, wird ausselektiert. In dieser Ära des “höher, weiter, schneller” erreicht uns ein gegenläufiges Signal: Mediziner kommen zu dem Ergebnis, dass die ewige Hetze zum nächsten Termin uns nicht weiter bringt, sondern meist früher ins Grab. Diese Wissenschaftler singen das Lob der Faulheit – denn wer langsamer lebt, ist nicht nur gesund und ausgeglichen – er lebt auch länger.
“Entschleunigung” als neuer Lebensstil
Die Erkenntnis, dass die Beschleunigung der modernen Lebens- und Arbeitswelt eine stresssteigernde und gesundheitsschädigende Wirkung haben kann, bewegt immer mehr Menschen zur Umkehr. Auch Teile der ökonomischen und intellektuellen Eliten widersetzen sich bewusst der Schnelligkeit als Lebensrhythmus. Als Down Shifter, Herunterschalter, Bremser oder Entschleuniger bezeichnen Trendforscher diesen Personenkreis.
Der Trend ist allgegenwärtig. So gründeten Arbeitslose in Berlin den Verein der Glücklichen Arbeitslosen. Die “müßig gangster” empfinden es als Privileg, dem sich zunehmend schneller drehenden Hamsterrad der modernen Arbeitswelt entsprungen zu sein. Sie genießen es ganz bewusst, nicht weiter hasten und hetzen zu müssen. Auch erfährt der Begriff Faulheit, der für sich genommen noch kein Rezept für ein langes Leben ist, derzeit eine Umdeutung. Faul sein bedeutet, ökonomisch mit seinen Lebensenergien umzugehen. Das setzt einen bewussten Lebensstil voraus.