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Gehirntraining

Es sollte nur eine kleine Demonstration für die Eltern des Kindergartens sein. Der Betreuer Johann hatte in sechs alten Socken verschiedene Dinge versteckt, die Kleinen durften in jeden hineingreifen und sollten anschließend alle sechs richtig benennen. Für Erwachsene wäre das Gehirnjogging gewesen, für die Drei- bis Fünfjährigen war's eine lässige Übung ...
Von Iris Hilberth

Sie gaben sich fast etwas gelangweilt als sie „Zweige, Blätter, Stein…“ sagten. Alles erkannt, alles später noch gewusst, kein Problem.

Die Zuschauer waren da schon eher beeindruckt. „Ich hätte mir das nicht merken können“, gesteht eine ältere Dame. Andere nicken beipflichtend. Denn jeder weiß: So gut wie in der Kindheit wird das Gedächtnis nie wieder sein. Denn der Mensch baut nicht nur körperlich, sondern auch geistig ab. Das ist ganz normal. Eltern werden grundsätzlich von ihren triumphierenden Sprösslingen im Memory geschlagen. Später fällt die Erinnerung an Namen und Nummern schwerer und plötzlich sucht man ständig Dinge, weil man sie verlegt hat. Und das in einer Welt, die immer komplizierter wird, in der der Mensch mit Informationen und neuen Technologien überschüttet und überrannt wird. Wie kann ein älterer Mensch sich geistig so fit halten, dass er nicht den Anschluss verliert?

Trainieren heißt die Antwort. Und das gilt nicht nur für den Körper, sondern auch für den Geist. Seit den 1980er Jahren nennt sich diese Fitness für den Kopf „Gehirnjogging“. Die Grundidee findet sich allerdings schon in der Antike. Durch eine ganz gezielte Beanspruchung des Gehirns sollen Leistungsfähigkeit und Lernvorgänge geschult und gefördert werden.

 

Wie funktioniert das?

Großhirn des Menschen
Wissen Media Verlag GmbH, Gütersloh
Das Gehirn besteht aus etwa 25 Milliarden einzelnen Zellen, die komplex miteinander vernetzt sind. Jede Nervenzelle hat tausende Kontakte zu anderen. Bei Lernvorgängen werden Informationen in musterhaften Abfolgen solcher Gehirnströme verarbeitet. Wenn diese Muster wiederholt durchlaufen werden, speichert sie das Gehirn. Anders als der Computer, der sich alles „merkt“, arbeitet das Gehirn jedoch sehr selektiv. Innerhalb kürzester Zeit wird entschieden, was wir uns nur kurzfristig merken und was länger. Und dabei spielen Emotionen oft eine große Rolle.

Das Gehirn speichert die Informationen in mehreren Gedächtnisebenen, die sich in der Dauer der Speicherfähigkeit unterscheiden. Im „prozeduralen Gedächtnis“ werden erlernte Fähigkeiten, Bewegungsabläufe und Gewohnheiten im Kleinhirn gespeichert. Episodisches und semantische Informationen, etwa Namen, Sprache und Erfahrungen, kommen in das „deklarative“ Gedächtnis. Sinneseindrücke werden im „sensorischen Speicher“ abgelegt, allerdings nur bis zu zwei Sekunden. Dann werden sie gelöscht oder an das Kurzzeitgedächtnis weiter gegeben. Auch dort verbleiben sie nur etwa 30 Sekunden, bis sie gelöscht oder im „Langzeitgedächtnis“ endgültig gespeichert werden. Und dort ist fast unbegrenzt Platz. Der Mensch nutzt im Laufe seines Lebens übrigens nur zehn Prozent seiner grauen Zellen.

 

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