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Graz – Europäische Kulturhauptstadt 2003
"Bis jetzt wussten nicht einmal die Österreicher genau, wo Graz liegt", sagte der österreichische Schriftsteller Reinhart P. Gruber. Das soll sich nun ändern. Denn die Landeshauptstadt der Steiermark ist in diesem Jahr zugleich europäische Kulturhauptstadt. Ganz Graz wird zur Bühne für Kultur in allen Schattierungen. Das Spektrum reicht von wagemutigen Installationen und Ausstellungen über musikalische und multimediale Inszenierungen bis hin zu Theater- und Filmaufführungen sowie unzähligen spontanen Events. Kurzum, Hunderte von Ereignissen, die die beschauliche Stadt im Südosten der Republik während des gesamten Jahres in den Blickpunkt rücken. Graz, Metropole der Künste, das Spagat wagend zwischen traditionellen und modernen Ausdrucksformen.
Muschel in der Mur
Eines der spektakulärsten Projekte: Die futuristische Insel inmitten des Flüsschens Mur, das Graz zerteilt. Die schwimmende Muschel des New Yorker Künstlers Vito Acconci, ein von Stahltauen in den Fluten gehaltenes Floß. "Ein Ding, das wie ein Raumschiff auf dem Fluss liegt", so der Künstler und Stararchitekt. Als exponiertes Symbol wirbt Acconcis über Stege erreichbares und begehbares Kunstwerk für die europäische Kulturhauptstadt - und sorgte bereits im Vorfeld für einigen Wirbel. Denn die Muschel inklusive Café, Theater und Spielplatz verschlang mit rund fünf Millionen Euro knapp ein Siebtel des gesamten Budgets.
Dafür wird die Muschel aber auch unentwegt genutzt vom 5. bis 15. Juli beispielsweise, wenn das Grazer "Theater im Bahnhof" die Muschel erobert und für zehn Tage eine Inselrepublik ausruft. Es gibt nicht nur Performances unter der eigenen Republik-Fahne, man wird auch Asylanträge stellen und übernachten können. Abseits ausgetretener Theaterwege werden europäische Ensembles präsentiert, die "ein Publikum packen und entnerven" können. Darüber hinaus gibt es internationale Wettbewerbe für Hörstücke, Kurzfilme und Fundstücke.