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Heimlicher Hunger

Immer mehr Menschen in den industrialisierten Ländern leiden unter Essstörungen. Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und Anorexie (Magersucht) sind weithin bekannte Krankheitsbilder. Doch von der häufigsten Essstörung haben bisher die wenigsten etwas gehört: Bei Binge Eating Disorder (kurz: BED) führen Betroffene nach außen hin ein ganz normales Leben. In regelmäßigen Abständen überfällt sie jedoch der Heißhunger. Dann wird innerhalb kürzester Zeit buchstäblich der ganze Kühlschrank leergegessen.

Monika Wittmann

10.000 Kilokalorien in zwei Stunden

Der englische Ausdruck „binge“ bedeutet ursprünglich exzessives Trinken. Bei „binge eating“ werden in kürzester Zeit wahllos enorme Mengen von Nahrungsmitteln verschlungen. Bis zu 10.000 Kilokalorien kann ein BED-Kranker während einer solchen ein- bis zweistündigen Essattacke aufnehmen.

Menschen, die unter BED leiden, haben ähnliche psychische Probleme wie Alkoholiker: Sie essen heimlich, weil sie sich schämen. Nach einer Essattacke werden sie von starken Schuldgefühlen gequält. So entsteht ein Teufelskreis. Je schlechter sich die Betroffenen fühlen, umso schneller wird es sie wieder an den Vorratsschrank treiben.

Insgesamt leiden rund 2 Prozent der Bevölkerung an BED. Damit ist die Binge Eating Disorder die häufigste Essstörung in Deutschland. Nicht nur Frauen „bingen“: Zwei von fünf Patienten sind männlich.
Ca. 20 Prozent der Betroffenen sind übergewichtig. Anders als bei Bulimie kompensieren BED-Kranke zügelloses Essen nicht etwa durch Erbrechen oder den Gebrauch von Abführmitteln.

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