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Homeoffice
Kein Stau auf dem Weg zur Arbeit, weniger Stress mit den Kollegen und vor allem: eine freie Zeiteinteilung. Viele Heimarbeiter geraten ins Schwärmen, wenn sie über ihren Arbeitsplatz sprechen. Doch das Arbeiten in den eigenen vier Wänden hat nicht nur Vorteile. Denn: Selbstbestimmung und Flexibilität klingen zwar gut. Sie können unter Umständen aber auch mehr Stress bedeuten, wie nun eine Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung offenbart.
Für die Studie hat ein Wissenschaftlerteam um die Soziologin Yvonne Lott untersucht, wie sich bestimmte Arbeitszeitmodelle auf das Verhalten und die Arbeitsbelastung von Beschäftigten auswirken. Dazu werteten sie die Angaben von rund 10.000 Teilnehmern der Haushaltsbefragung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) aus den Jahren 2011 und 2012 aus.
Abschalten fällt schwer
Dabei zeigte sich: Wer im Homeoffice tätig ist, kann abends oft nicht abschalten. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei 45 Prozent und ist damit mehr als doppelt so hoch wie bei Beschäftigten, die nie zu Hause arbeiten. Die Forscher erklären sich dieses Phänomen damit, dass die Grenzen zwischen den Lebensbereichen bei dieser Arbeitsweise besonders leicht verschwimmen. Dadurch fällt es schwer, die Arbeit nach Feierabend auch mal Arbeit sein zu lassen.
Dabei beeinflusst nicht nur der Arbeitsort den Stresspegel der Beschäftigten. Auch die Arbeitszeiten sind entscheidend. Sie wirken sich auf Frauen jedoch offenbar anders aus als auf Männer. Wie die Untersuchung verdeutlichte, können beispielsweise nur die Herren der Schöpfung bei völlig selbstbestimmter Zeiteinteilung abends schwerer abschalten als bei festen Arbeitszeiten - sei es im Homeoffice oder im Betrieb. Sie neigen dazu, ohne vorgegebene Grenzen übermäßig lange zu arbeiten.