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"Ihr aus dem Ausland seid jetzt unsere letzte Hoffnung!"
Grauen und Fassungslosigkeit beherrschen die Berichte der Augenzeugen. Eine chinesische Studentinführerin und zwei deutsche Soldaten schildern in drastischen Bildern das Blutbad, das die chinesische Armee angerichtet hat. Die Regierung leugnet jedes Blutbad und spricht von "heldenhaftem Kampf".
Alle Spuren vernichtet
"Einige von uns [Studenten] kämpften mit Stöcken und Limonadenflaschen – Waffen, die eigentlich keine sind – gegen Soldaten, die mit Sturmgewehren und Panzern ausgerüstet Amok liefen und die jegliche Vernunft verloren hatten… Wir wussten, dass unsere letzte Stunde gekommen war, in der wir unsere Opfer für die Demokratie bringen mussten…Wie wir erst später erfuhren, hatten noch einige Studenten Hoffnungen in die Regierung, in die Armee gesetzt und geglaubt, die Armee würde uns höchstens wegtragen. Sie waren erschöpft in ihren Zelten liegengeblieben. Die Panzer walzten sie einfach nieder.
Später hieß es, es seien über 200 Studenten gewesen, andere meinten, schon über 4000 seien getötet worden. Bis jetzt kenne ich die genaue Zahl der Opfer nicht. Die Zelte und Kleidungsstücke ließ man von den Panzern und Schützenpanzern aus mit Benzin übergießen, die Leichen der Kommilitonen wurden einfach verbrannt. Danach wurde der Boden mit Wasser abgespritzt, so dass keinerlei Spuren übrigblieben…
Auf der Chang'an [-Avenue] kam uns ein Panzer entgegen, der mit Tränengas schoss, dann über mehrere von uns Studenten hinwegrollte, ihnen die Beine zerquetschte, den Kopf. Oft konnten wir keine 'vollständigen' Leichen mehr auffinden. Die Kommilitonen, die sich geopfert haben, wie soll man je ihr Leben zurückgewinnen?"