Die Jugend ist noch gar nicht so alt. Zwar gab es schon immer eine Auseinandersetzung mit der Generation der Heranwachsenden, wahrgenommen als eine besondere Lebensphase wurde “die Jugend” allerdings erst im 18. Jahrhundert. Bis dahin galten Jugendliche und Kinder als kleine Erwachsene, was sich u.a. auch in der Kleidung zeigte. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts sah der französische Philosoph Jean Jacques Rousseau in der Jugend das Stadium, in dem der Mensch noch nicht entfremdet ist und postulierte eine möglichst lange Dauer der Jugendphase, fernab von den schädlichen Einflüssen der Verstädterung. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts haben sich die Grenzen zwischen Jugend und Erwachsenenwelt immer mehr verschoben. Ein Hauptgrund: Die Jugendlichen wollen nicht mehr erwachsen werden und die Erwachsenen möglichst lange jung bleiben.
“Proletarierjugend” hat negativen Beigeschmack
Im Zeitalter der Industrialisierung war der Alltag der Mehrzahl der jungen Menschen und Kinder von harter (Erwachsenen-) Arbeit in den Fabriken bestimmt. Und dies zu einer Zeit, die weder die Fünf-Tage-Woche noch den Acht-Stunden-Tag kannte. Im Zusammenhang mit den heranwachsenden Arbeiterschichten und Straßenkindern, war “Jugend” oder “Jugendlicher” im Gegensatz zum bildungsbürgerlichen Jüngling im 19. Jahrhundert noch negativ besetzt. Insbesondere die sog. Proletarierjugend gilt als “gefährdete” Jugend, die von dem bürgerlichen Idealbild des Heranwachsens abwich. Im Gegensatz zu den Kindern der gebildeten Schichten, die sich sittsam im bürgerlichen Heim und in der Schule aufhielten, verbrachten diese Jugendlichen ihr Leben überwiegend auf den Straßen der Großstädte, wo sie sich ihr Brot mit Hilfsarbeiten, Betteln oder kleinen Gaunereien verdienten.