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König Arthur

König Arthur

Eine der glänzendsten Sagengestalten europäischer Vergangenheit, deren Beliebtheit die Jahrhunderte überdauert hat, ist die Gestalt des bretonischen Königs Arthur (oder Artus). Seine Geschichte verdanken wir vor allem Geoffrey von Monmouth, der in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts in lateinischer Sprache eine " Geschichte der Könige Britanniens" verfasste. In diesem Werk, das man vielleicht eher einen historischen Roman nennen könnte, berichtet er von der ersten Besiedlung der britischen Inseln, die er Albion nennt, und beschreibt die Regierungszeit von 75 Königen, von denen einer König Arthur ist. Geoffrey von Monmouth hat diesen Arthur jedoch nicht erfunden. In einem sehr viel älteren Werk, der "Historia Britonum" (um 800), das dem Nennius zugeschrieben wird, taucht sein Name als der eines Oberfeldherrn im Kriege gegen die Sachsen auf. Dabei soll er das Banner der Jungfrau Maria getragen und 12 siegreiche Schlachten geschlagen haben, bis er im Jahre 542 n. Chr. auf die Insel Avalon entrückt wurde. Von diesen Schlachten berichtet auch der heilige Gildas, der als sein eigenes Geburtsdatum die Schlacht am Berg Badon (500) angab, der aber Arthur mit keinem Wort in seiner Lebensbeschreibung erwähnt. Dafür berichtet eine andere Chronik aus dem 10. Jahrhundert von ihm, die "Annales Cambriae". In den Jahren 1155 bis 1160 schrieb der Normanne Wace seinen "Roman de Brut", in dem er den Stoff um die Tafelrunde erweiterte, die von da an einen festen Bestandteil aller Arthursagen bildete und zum Inbegriff einer ritterlichen Lebensführung wurde.

Gottfried von Straßburg. Miniatur des 12./13. Jahrhunderts
Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh

1170 entstanden die großen Dichtungen des Franzosen Chretien de Troyes, in denen er sich mit den Abenteuern der Ritter der Tafelrunde befasste. Diese Abenteuer, denen oft Motive von irischen, schottischen und keltischen Märchen zugrunde liegen, erscheinen daher auch häufig realitätsfremd, wenn etwa von Feen, Drachen, Riesen und dergleichen die Rede ist. Chretien de Troyes brachte in seinen Romanen nun auch die alte Symbolik des "Heiligen Gral" mit der Arthursage in Verbindung. Die Ritter der Tafelrunde ziehen aus, den verlorenen Gral zu finden, bei dem es sich um den Kelch des Abendmahls handelt oder auch um die Schale, die das Blut Christi am Kreuze auffing. Doch nur zwei von ihnen sind des Grals würdig: Parzifal und Galahad. Wolfram von Eschenbach verfasste 1210 seinen "Parzifal", in dem er den Aufstieg des unerfahrenen Jünglings zum Gralskönig schildert. In den späteren Bearbeitungen der Arthursage wird dann die Tristan-Erzählung miteinbezogen, so z. B. bei Gottfried von Straßburg. Hartmann von Aue bereicherte den Stoff um die Geschichten von "Erec" und Iwein", wie überhaupt die Abenteuer seiner Ritter Arthur selbst gelegentlich in den Hintergrund drängen.

Im 13. Jahrhundert erscheint der Roman " Lancelot und Guinevra", in dem die unglückliche Liebe Lancelots zur Königin im Mittelpunkt steht, die sich von diesem Zeitpunkt an neben dem Gralsmythos zum zentralen Thema aller Arthurerzählungen herausbildete. Im gesamten europäischen Raum erfreuten sich diese Geschichten im Mittelalter großer Beliebtheit. Die Gestalt König Arthurs wurde dabei mehr oder weniger glänzend beurteilt, gelegentlich sogar angefeindet. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts begann Sir Thomas Malory all diese Geschichten zu sammeln und niederzuschreiben in seinem umfassenden Werk "Morte d`Arthur", das richtungsweisend für alle weiteren - auch neueren - Bearbeitungen wurde. Tennyson schrieb im vergangenen Jahrhundert seine große Dichtung "Idylls of the King", die Aufstieg und Verfall der Tafelrunde beschreibt, und zu Beginn dieses Jahrhunderts war es der Amerikaner E. A. Robinson, dessen Trilogie "Merlin - Lancelot - Tristan" das Interesse an diesem Thema erneuerte.

Moderne Autoren stellen vor allem den unter der Liebesbeziehung Guinevras mit Lancelot leidenden Arthur, wie auch das Schuldbewusstsein der Liebenden, die trotz ihrer Liebe den Gemahl und Freund nicht verlassen wollen, in den Mittelpunkt. Auch Merlin ist stets gegenwärtig, eine fremdartige Gestalt zwischen Christentum und Druidentum. Treu steht er zu Arthur, bis er schließlich den Zauberkünsten einer ebenso geheimnisvollen Frau, die manchmal als Nimue, manchmal als Morgan la Fay bezeichnet wird, zum Opfer fällt. Morgan wird auch als Schwester bzw. Halbschwester des Arthur erwähnt, und in einigen Romanen ist Mordred ihr mit ihrem Bruder Arthur im Inzest gezeugter Sohn. Fast allen Bearbeitungen des Themas aber ist die Entrückung Arthurs auf die Insel Avalon gemein, auf der die Dame vom See herrscht, die auch das Schwert Excalibur zu sich nimmt in ihre fremde, dem Christentum so fern stehende Welt. Diese Welt fasziniert auch heute noch. Eine Fülle neuer Romane zum Thema König Arhur beweisen, dass seine Beliebtheit fortdauert. Stellvertretend für alle sei hier nur der 1982 erschienene Roman "The Mists of Avalon" genannt, mit der der Amerikanerin Marion Zimmer Bradley ein Welterfolg gelang.

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