Lexikon
Kommunịstische Partei Italiens
Abkürzung KPIgegründet 1921 in Livorno. Die KPI entstand durch Abspaltung dreier radikaler Gruppierungen von der Sozialistischen Partei Italiens (PSI). Die Führung der Partei hatte seit 1924 A. Gramsci inne. 1926 wurde die KPI von der seit 1922 amtierenden faschistischen Regierung B. Mussolinis verboten; sie blieb bis 1943 illegal.
Kommunismus: Geschichte
1848 | K. Marx und F. Engels verfassen für den „Bund der Kommunisten“ das „Manifest der Kommunistischen Partei“. Das Wort „Kommunismus“ ist seit etwa 1840 in Gebrauch |
1864 | Gründung der Ersten Internationale |
1903 | Die 1898 gegründete Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands spaltet sich in die Fraktionen der gemäßigten Menschewiki und der radikalen Bolschewiki unter W. I. Lenin |
1912 | Die Bolschewiki konstituieren sich als selbständige Partei |
1917 | Machtergreifung der Bolschewiki in Russland (Oktoberrevolution) |
1918 | Die Bolschewiki nennen sich „Russische Kommunistische Partei“ (später KPdSU). – Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands. In den folgenden Jahren Gründung zahlreicher weiterer kommunistischer Parteien, z. B. 1920 in Frankreich, 1921 in Italien und China |
1919 | Gründung der Kommunistischen Internationale (Komintern). – Kurzlebige kommunistische Räterepubliken in Bayern und Ungarn |
1921 | „Neue Ökonomische Politik“ in Sowjetrussland: begrenze Zulassung der Privatwirtschaft |
1924 | Tod Lenins; danach Machtkämpfe in der Parteiführung |
1928 | J. W. Stalin schaltet die letzten Rivalen aus und wird Diktator der Sowjetunion. Forcierte Industrialisierung und Kollektivierung der Landwirtschaft. Linksschwenkung der Komintern: Als Hauptgegner gilt die Sozialdemokratie |
1931 | Die chinesischen Kommunisten errichten einen „Sowjetstaat“ in der Provinz Jiangxi |
1933 | Verbot der KPD und Verfolgung ihrer Mitglieder durch das NS-Regime |
1934-1935 | „Langer Marsch“ der chinesischen Kommunisten aus Jiangxi nach der nördlichen Provinz Shaanxi. Mao Zedong setzt sich als Parteiführer durch |
1935 | Übergang der Komintern zur Volksfrontpolitik: Bündnisse mit sozialdemokratischen und linksbürgerlichen Parteien |
1936-1938 | „Große Säuberung“ in der Sowjetunion: Stalin lässt Hunderttausende von Partei- und Staatsfunktionären umbringen |
1943 | Auflösung der Komintern |
1945–1948 | Nach dem 2. Weltkrieg kommen in mehreren Ländern Ost- und Mitteleuropas kommunistische Regimes an die Macht, meist im Gefolge der siegreichen Sowjetunion, in Jugoslawien und Albanien aus eigener Kraft |
1946 | In der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands muss sich die SPD mit der KPD zur SED vereinigen |
1948 | Bruch zwischen der Sowjetunion und den jugoslawischen Kommunisten unter J. Tito |
1949 | Sieg der chinesischen Kommunisten im Bürgerkrieg; Gründung der Volksrepublik China |
1949-1952 | Schauprozesse gegen führende Parteifunktionäre in mehreren Satellitenstaaten, die als „titoistische und imperialistische Agenten“ bezeichnet werden |
1953 | Tod Stalins. Die Gruppe der Nachfolger rückt von seinen Herrschaftsmethoden ab |
1953 | Ein Volksaufstand in der DDR wird von sowjetischen Truppen niedergeschlagen |
1955 | Aussöhnung zwischen der Sowjetunion und Jugoslawien, dem ein „eigener Weg zum Sozialismus“ zugestanden wird |
1956 | XX. Parteitag der KPdSU. In einer geschlossenen Sitzung übt N. S. Chruschtschow heftige Kritik an Stalin. – In Polen kommt es zum Sturz der stalinistischen Parteiführung, in Ungarn zu einem Volksaufstand, der von sowjetischen Truppen niedergeschlagen wird |
1957 | Chruschtschow setzt sich als Parteichef durch und lässt seine Rivalen aus der Führung ausschließen. – In China eröffnet Mao die „Hundert-Blumen-Kampagne“ für mehr Geistesfreiheit, bricht sie aber ab, als sie das Machtmonopol der Partei bedroht |
1958 | „Großer Sprung nach vorn“ in China: Der Versuch, den sofortigen Übergang zum Kommunismus zu vollziehen, scheitert |
1960 | Weltkonferenz der kommunistischen Parteien in Moskau; offener Konflikt zwischen der sowjetischen und der chinesischen Partei |
1961 | Der XXII. Parteitag der KPdSU nimmt ein neues Parteiprogramm an, dem zufolge die UdSSR binnen 10 Jahren die USA in der Industrieproduktion überholen soll. – Der kubanische Revolutionsführer F. Castro bekennt sich zum Kommunismus |
1964 | Chruschtschow wird abgesetzt; neuer Parteichef wird L. I. Breschnew |
1966-1969 | „Kulturrevolution“ in China: Auf Weisung Maos werden Intellektuelle und Funktionäre misshandelt, viele von ihnen getötet; wertvolle Kulturgüter werden vernichtet |
1968 | „Prager Frühling“: Die neue Parteiführung der ČSSR leitet eine Demokratisierung ein, die durch den Einmarsch von Warschauer-Pakt-Truppen unterbunden wird |
1971 | W. Ulbricht, langjähriger Parteichef der SED, wird gestürzt; Nachfolger wird E. Honecker |
1975 | Sieg der Kommunisten im Vietnamkrieg; ganz Vietnam wird kommunistisch, ebenso Laos und Kambodscha. – Mehrere Regimes von Staaten der Dritten Welt bekennen sich zum Kommunismus (z. B. Angola, Mosambik, Äthiopien). – In westlichen Ländern, besonders in Italien, entwickelt sich der „Eurokommunismus“ |
1976 | Tod Mao Zedongs. Nach Machtkämpfen wird Deng Xiaoping Nachfolger |
1980 | In Polen entsteht die unabhängige Gewerkschaftsbewegung „Solidarność“ |
1982 | Tod Breschnews; ihm folgen J. W. Andropow ( 1984) und K. U. Tschernenko ( 1985) |
1985 | M. S. Gorbatschow wird Parteichef der KPdSU |
1987 | Unter den Schlagworten „Offenheit, Umgestaltung, Demokratisierung“ kündigt Gorbatschow umfassende Reformen an |
1989 | In Polen, Ungarn, der DDR, der Tschechoslowakei, Bulgarien und Rumänien bricht das kommunistische System zusammen |
1990 | In der UdSSR verzichtet die KPdSU auf ihren Führungsanspruch. Gorbatschow kündigt den Übergang zur Marktwirtschaft an. Versorgungskrisen und nationale Konflikte erschüttern das Land. In der DDR benennt sich die SED in PDS (Partei des demokratischen Sozialismus) um. |
1991 | Nach dem gescheiterten Putsch in der UdSSR gegen Gorbatschow, bei dem sich die Führungsgremien der KPdSU wohlwollend verhalten, wird ein unionsweites Tätigkeitsverbot gegen die KPdSU erlassen. Die Sowjetunion löst sich auf, an ihre Stelle tritt eine "Gemeinschaft unabhängiger Staaten" (GUS). Gorbatschow tritt als Generalsekretär zurück. – Die italienische KP ändert ihren Namen in „Demokratische Partei der Linken“. – Die Volksrepublik Albanien wird zur Republik Albanien. |
1993 | In Russland kommt es zur Neugründung einer kommunistischen Partei. In den ehemaligen Unionsrepubliken bestehen meist die kommunistischen Parteiorganisationen unter neuen Namen und mit veränderten Programmen fort. |
1997 | In Nordkorea wird Kim Jong Il, Sohn des 1994 verstorbenen Staats- und Parteiführers Kim Il Sung, formell als Nachfolger seines Vaters als Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Arbeit bestätigt |
1998 | Papst Johannes Paul II. besucht als erster Papst das kommunistische Kuba. |
2002 | Hu Jintao wird Generalsekretär des ZK der Kommunistischen Partei Chinas |
2008 | Die Staatsführung Kubas geht offiziell von Fidel Castro auf seinen Bruder Raúl über |
Faschismus: Benito Mussolini
Benito Mussolini
© Corbis/Bettmann/UPI
Die KPI beteiligte sich 1943/44 am wieder erwachenden politischen Leben in dem von den Westmächten bereits besetzten Süditalien; gleichzeitig wurde sie zur maßgeblichen Kraft im Partisanenkampf gegen die faschistische Satellitenregierung im nördlichen Italien. Neben der Democrazia Cristiana stieg die KPI nach dem 2. Weltkrieg zur zweitstärksten politischen Kraft auf.
Seit 1956 propagierte die Partei anstelle der Zerschlagung des bürgerlichen Staates seine Umgestaltung durch Strukturreformen auf demokratischer Basis. Die Partei löste sich mehr und mehr von der Bindung an die KPdSU und übte mehrfach Kritik an der sowjetischen Innen- und Außenpolitik. Die KPI galt als eine Hauptvertreterin des Eurokommunismus.
Bis zum Ende der 1970er Jahre verfolgte sie die Strategie des „historischen Kompromisses“, d. h. der politischen Aktionseinheit mit der Democrazia Cristiana. Das Scheitern dieser Politik führte 1980 zur erfolglosen Proklamation einer „demokratischen Alternative“, mit der insbesondere Sozialisten und Sozialdemokraten angesprochen werden sollten.
Bedeutende Parteiführer der Nachkriegszeit waren P. Togliatti (1947–1964) und E. Berlinguer (1972–1984).
Unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der kommunistischen Regime in Europa ging die KPI zu sozialdemokratischen Positionen über. 1991 änderte sie ihren Namen in Demokratische Partei der Linken (italienische Abkürzung PDS). Eine orthodox-kommunistische Gruppe spaltete sich ab. Nach den Wahlen 1996 übernahm die PDS im Rahmen der Mitte-links-Koalition erstmals Regierungsverantwortung. Im Februar 1998 bildete die PDS mit anderen linken Organisationen die Gruppierung Linksdemokraten (Democrati di Sinistra, DS). Ihr Führer M. D’Alema war 1998–2000 italienischer Ministerpräsident. 2007 schlossen sich Linksdemokraten und die Gruppierung Margherita zur Demokratischen Partei (Partido Democratico, PD) zusammen.
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