Lexikon
minọische Kultur
die bronzezeitliche Kultur Kretas, benannt nach dem sagenhaften König Minos von Kreta, Teil der kretisch-mykenischen Kultur.
Kreta ist seit der Jungsteinzeit besiedelt. Die eigentliche minoische Kultur entwickelte sich jedoch erst Mitte des 3. vorchristlichen Jahrtausends. Die Besiedlung war bereits in der frühminoischen Periode (2600–2000 v. Chr.) dicht (kleinere Städte besonders im Osten).
In der mittelminoischen Periode (2000–1600 v. Chr.) entstanden die ältesten Palastbauten von Knossos, Phaistos und Mallia, die aus einem Komplex von Stockwerkanlagen um einen großen Mittelhof bestanden. Sie dienten nicht nur der Residenz von Herrschern (mit priesterlichen Funktionen), sondern auch der Verwaltung, dem Warenaustausch, dem Gewerbe und als Magazine (vor allem für Öl und Wein). Eine Oberherrschaft scheint zumindest zeitweise Knossos (Sitz des sagenhaften Königs Minos) ausgeübt zu haben. Von der technischen Begabung der Minoer zeugen das Straßennetz, Entwässerungs- und Kanalisationsanlagen und die Konstruktion ihrer Schiffe.
Knossos: Palast
Palast von Knossos
Ansicht der königlichen Wohnung im Ostflügel
des Minos-Palastes im teilweise wieder hergestellte Palast von Knossos auf
Kreta.
© wissenmedia
Seit der 1. Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. war Kreta der kulturelle Mittelpunkt der bronzezeitlichen Kultur des östlichen Mittelmeerraums. Die hohe soziale Stellung der Frau im höfischen Leben und als Priesterin stand in engem Zusammenhang mit der überragenden Stellung der Mutter- und Fruchtbarkeitsgöttin (Schlangengöttin) in der Naturreligion der Kreter, in der Stier- und Baumkulte eine große Rolle spielten. Der Hauptstil der Keramik war die sog. Kamaresware (nach dem Fund in einer Höhle am Idagebirge), mit oft eierschalendünner Gefäßwand, bemalt mit Spiralmustern, Kreisen, Wirbeln u. Ä., weiß und rot auf dunklem Grund. Die Entwicklung der Schrift ermöglichte die ersten Einrichtungen einer Bürokratie, man verwandte eine Bilder- und eine Linearschrift (minoische Schrift).
Um 1700 v. Chr. wurden die ersten Großbauten vermutlich durch ein Erdbeben vollständig zerstört. Mit ihrem Wiederaufbau entstand eine neue Blütezeit, die bis in die spätminoische Periode (1600–1150 v. Chr.) reichte. Die Architektur der neuen Anlagen (sog. Paläste) in Knossos, Phaistos, Mallia, Hagia Triada und Zakro erhielt einen stärker monumentalen Charakter. Zahlreiche Räume lagen in z. T. mehr als drei Stockwerken um einen Mittelhof, unsymmetrisch und in verschiedener Höhe angeordnet, untereinander durch Treppen und Korridore verbunden. Die Ausstattung war komfortabel (Baderäume, Abortanlagen, Wasserleitung). Die Innenwände wurden mit stuckiertem Verputz ausgeschmückt und oft mit Malereien versehen.
In den zahlreich erhaltenen Fresken mit Szenen des täglichen Lebens, höfischen und kultischen Szenen und genreartigen Szenen offenbart sich die Pracht der Blütezeit. Das Kunsthandwerk war sehr ausgeprägt. Allgemein bestattete man die Toten in Kammer-, Schacht- und Kistengräbern; daneben gab es Kuppelgräber.
Der Untergang der minoischen Kultur wurde durch Flut- und Erdbebenkatastrophen (Vulkanausbruch des Santorin) um 1500 oder 1470 v. Chr. mit der Zerstörung der Paläste vorbereitet und durch die kriegerische Inbesitznahme der Insel durch die mykenischen Heerfürsten um 1400 v. Chr. besiegelt. Nach der Katastrophe existierte anscheinend nur Knossos bis um 1380 v. Chr. unter einer achäischen Herrschaft weiter. Doch entwickelten sich dafür die großen Städte (Phaistos, Hagia Triada, Gurnia u. a.). Die Bevölkerungsdichte muss erheblich gewesen sein. Formen und Elemente der minoischen Kultur erstarrten und nahmen immer mehr die Wesenszüge der mykenischen Kultur an. In dieser Form lebte die minoische Kultur bis zur Invasion der Dorier seit 1200 v. Chr. weiter.

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