Lexikon
Sozialịstische Einheitspartei Deutschlands
Abkürzung SEDdie 1949–1989 herrschende Staatspartei der DDR. Die SED verstand sich als marxistisch-leninistische Partei der Arbeiterklasse. Die führende Rolle im Staat war seit 1968 in der Verfassung der DDR verankert. Parteimitgliedschaft war die Vorbedingung für nahezu jede höhere Karriere. Die SED war nach dem Grundsatz des demokratischen Zentralismus aufgebaut, d. h. die Parteiorgane waren formal von unten nach oben wählbar, der tatsächliche Entscheidungsweg verlief jedoch von oben nach unten. Jedes Mitglied gehörte einer Grundorganisation an, in der Regel der seines Betriebs; für nicht im Berufsleben stehende Mitglieder gab es Grundorganisationen der Wohngebiete. Über den Grundorganisationen standen die Kreis- und Bezirksorganisationen. Das formal höchste Organ war der Parteitag, der nach indirekten, von der Führung gesteuerten Wahlen alle 5 Jahre zusammentrat. Er wählte das Zentralkomitee (ZK) mit 165 Mitgliedern und 57 nicht stimmberechtigten Kandidaten (Stand von 1986), das mindestens zweimal jährlich tagte. Das ZK wählte das Politbüro (1986: 22 Mitglieder, 5 Kandidaten) und das Sekretariat (1986: 11 Mitglieder) mit dem Generalsekretär des ZK an der Spitze. Diese beiden Gremien, deren Mitgliedschaft sich z. T. überschnitt, bildeten die eigentliche Parteiführung. Die Aufnahme in die SED war erst nach einjähriger Kandidatenzeit möglich und bedurfte der Bestätigung durch die zuständige Kreisleitung. 1987 hatte die SED 2,3 Mio. Mitglieder und Kandidaten.
Geschichte
Die SED wurde am 21./22. 4. 1946 durch Vereinigung der KPD und der SPD in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands gegründet. Der Zusammenschluss erfolgte gegen den Widerstand vieler Sozialdemokraten unter dem Druck der sowjetischen Besatzungsmacht. Gleichberechtigte Vorsitzende wurden W. Pieck (KPD) und O. Grotewohl (SPD). Bei der Gründung der DDR 1949 hielt die SED bereits alle staatlichen Machtpositionen besetzt. Ihre Geschichte war seither weitgehend identisch mit der der DDR.
W. Ulbricht, schon vorher einflussreich, wurde als Generalsekretär des ZK der maßgebende Parteiführer. In mehreren Krisen, besonders 1953 und 1958, konnte er sich gegen Rivalen in der Parteiführung durchsetzen. 1963 erhielt die SED ein neues Programm, das den umfassenden Aufbau des Sozialismus proklamierte. Seit 1969 kam es zu Differenzen zwischen Ulbricht und der sowjetischen Führung, besonders im Hinblick auf die Entspannungspolitik. 1971 musste er zurücktreten. Sein Nachfolger E. Honecker betrieb gegenüber der Bundesrepublik Deutschland eine Politik der Normalisierung, zugleich aber der Abgrenzung. Diese fand auch Ausdruck im neuen Parteiprogramm von 1976, das keine Hinweise auf die deutsche Nation mehr enthielt. Es definierte die Gesellschaft der DDR als entwickelte sozialistische Gesellschaft und betonte die enge Verbundenheit der SED mit der KPdSU.
Zu neuen Spannungen kam es, als die SED-Führung die von M. Gorbatschow seit 1985 in der UdSSR betriebene Reformpolitik zunehmend scharf ablehnte; sie widersetzte sich auch allen Reformbestrebungen im eigenen Land. 1989 griffen die revolutionären Veränderungen im Ostblock auf die DDR über, nachdem eine Massenflucht von Bürgern eingesetzt hatte. Es kam zu Protestdemonstrationen gegen das SED-Regime. Honecker trat am 18. 10. 1989 zurück. Eine umgebildete Parteiführung mit E. Krenz als Generalsekretär konnte sich nur kurze Zeit behaupten. Ein Sonderparteitag Ende 1989 distanzierte sich von der bisherigen Politik, verzichtete auf den Führungsanspruch in Staat und Gesellschaft, wählte G. Gysi zum Vorsitzenden und versah den Parteinamen mit dem Zusatz Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS). Seit Februar 1990 nannte sich die Partei nur noch Partei des Demokratischen Sozialismus, seit Die Linkspartei. PDS. Auch Die Linke.
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