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Schlechtwetterfront über der Touristikbranche
Die erfolgsverwöhnte Touristik-Industrie muss umdenken. Jahresurlaub in fernen Ländern, seit dem Wirtschaftswunder der 50er Jahre für den Durchschnittsbürger so etwas wie ein heilige Kuh, ist im Rezessionsjahr 2002 längst kein Selbstläufer mehr. Die Kapitalvernichtung an den Aktienmärkten, die anhaltende Massenarbeitslosigkeit und die Teuerungen seit der Euro-Einführung haben den Deutschen gehörig die Reiselust verdorben – mehr als ein Drittel will den Trip ins Ausland dieses Jahr gar ersatzlos streichen. Eine Bestandsaufnahme des Sektors.
Terrorangst bremst Urlaubslust
Alle Jahre wieder gleichen sich die Bilder: Der herannahende Sommer nährt den Traum vom unbeschwerten Leben. Es ist der Traum von Sonnentagen am Meer bei einer leichten Brise, ein Traum von Sorglosig- und Leichtigkeit. Dies Jahr jedoch schien dieser Wunschtraum weiter entfernt als die Aussicht auf beständige Sonnentage im heimischen Deutschland: Eine gewaltige Schlechtwetterfront hat sich über die Tourismus- und Freizeitindustrie gelegt das reinigende Gewitter ist nicht in Sicht ...
Ohne Frage: Die goldenen Zeiten der 90er Jahre, in denen Jahresurlaub im Süden zum Standardprogramm des Durchschnitts-Bundesbürgers zählte, liegen in weiter Ferne. Die Branche steckt mittlerweile in einer tiefen Krise: Deutschlands Touristen lassen sich mit ihren Buchungen soviel Zeit wie seit Jahren nicht mehr der Deutsche Reisebüroverband hat 2002 bereits zu einem Spätbucherjahr ernannt.
Die Gründe für die nachhaltige Zurückhaltung sind maßgeblich in den Terroranschlägen vom 11. September zu suchen. Die Verunsicherung ist ungebrochen zu tief hat sich die Angst im Hinterkopf verankert, selbst Betroffener eines Terroranschlages zu werden. Verschärft hat sich dieses Unbehagen durch neue blutige Vorfälle, die mittelbar auch im Zusammenhang mit dem 11.9. zu sehen sind: So starben Anfang April elf Deutsche auf der tunesischen Ferieninsel Djerba, als ein Tanklastwagen vor einer Synagoge explodierte. Der Terror aus dem Nahen Osten hat damit auch europäische Urlauber eingeholt.