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Thanksgiving: Erntedankfest der Pilgerväter

Am Thanksgiving-Tag kommt in den USA die ganze Familie zusammen und veranstaltet ein üppiges Festmahl. Das große Schmausen hat eine lange Tradition: Es erinnert an ein Ereignis vor rund 400 Jahren, als puritanische Siedler in der Neuen Welt ankamen und ein dreitägiges Fest feierten. Was aber hat es mit dieser Geschichte genau auf sich, wieso kommt gebratener Truthahn auf den Tisch und was verbirgt sich hinter dem "Wishbone"? Thanksgiving-Wissen zum Mitreden.
DAL, 24.11.2016

Thanksgiving gilt als ein Tag, den man mit der Familie und Freunden verbringt – auch wenn man dafür eine weite Anreise in Kauf nehmen muss.

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Jedes Jahr am vierten Donnerstag im November wird in den USA der wohl bedeutendste Feiertag des Jahres begangen: Thanksgiving. Das Fest, das übersetzt so viel bedeutet wie "Danksagung", ist für die Amerikaner fast wichtiger als Weihnachten. Aus allen Teilen des Landes strömen die Menschen für diesen Tag gen Heimat, um gemeinsam mit der Familie, Freunden und Bekannten eine schöne Zeit zu verbringen. Schüler und Studenten bekommen für die Feierlichkeiten oft mehrere Tage frei und viele Arbeitnehmer nehmen sich zusätzlich den Freitag Urlaub, sodass einem langen Thanksgiving-Wochenende im Kreise der Lieben nichts im Wege steht.

Doch was wird an diesem Tag eigentlich genau gefeiert? Im Prinzip ist Thanksgiving eine Art Erntedankfest, wie wir es auch in Deutschland kennen, aber doch ganz anders. Im Sinne der christlichen Tradition danken die Menschen Gott für die Gaben der Ernte – im Mittelpunkt des Thanksgiving-Festes steht jedoch das Gedenken an eine ganz bestimmte Feier aus der Geschichte: das dreitägige Erntedankfest der Pilgerväter im Herbst 1621.

Das Gemälde von 1912 ist eine verklärende Darstellung des ersten Thanksgiving-Festes im Jahre 1621.

Gemeinfrei

Pilger feierten mit Indianern

Die englischen Siedler waren im Jahr 1620 mit der legendären "Mayflower" über den Atlantik ins heutige Massachusetts gesegelt, um der Verfolgung durch die anglikanische Kirche zu entgehen und sich auf dem fernen Kontinent ein neues Leben aufzubauen. In der Neuen Welt waren die Einwanderer jedoch mit einer großen Herausforderung konfrontiert: Wie konnten sie dem ihnen unbekannten Land genügend Nahrung für alle abtrotzen? Welche Früchte der neuen Heimat waren genießbar, welche nicht?

Nur mit der Hilfe der einheimischen Wampanoag-Indianer schafften es die Pilger, zu überleben. Denn die Indianer zeigten ihnen, wie sie jagen, fischen und Fallenstellen konnten und lehrten sie, giftige von essbaren Pflanzen zu unterscheiden. Außerdem brachten die Ureinwohner den Siedlern bei, indianischen Mais anzubauen und den Sirup aus Ahornbäumen zu zapfen. Als Dank luden die Kolonisten die Indianer zu einem gemeinsamen Erntedankfest ein, die übrigens zur selben Zeit ihr eigenes Herbstfest, den Maistanz, begehen wollten. Der Überlieferung nach feierten sie schließlich drei ganze Tage lang.

Das erste Erntedankfest in der Neuen Welt?

Die Geschichte vom Fest der Pilgrim Fathers gilt den Amerikanern als Ursprung ihres heutigen Thanksgivings. Tatsächlich aber fanden schon davor völkerübergreifende Erntedankfeiern in der Neuen Welt statt. Wie Archäologen herausfanden, wurde die möglicherweise erste Thanksgiving-Feier bereits gut 50 Jahre vor der Ankunft der "Mayflower" bei St. Augustine in Florida abgehalten.

Dort soll ein spanischer Konquistador nach einer harten und verlustreichen Überfahrt eine Dankesmesse und anschließend ein Fest gefeiert haben, zu dem er auch die örtlichen Eingeborenen einlud. Bei diesem Thanksgiving gab es wahrscheinlich von den Seefahrern mitgebrachtes eingesalzenes Schweinefleisch und Rotwein. Dazu aß man Oliven, Bohnen und Schiffszwieback.