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Vom Meer gebracht: Strandgut und was man daraus machen kann
Strandgut sucht man nicht, man findet es. Es lässt sich von denjenigen finden, die mit offenen Augen am Strand unterwegs sind mit Blick für das Kuriose oder das Kostbare, für das Schöne und Skurrile. Mit dem Blick für das Besondere unter dem Banalen. Entlang der Nordseeküste gibt es viele Künstler, Hobby-Sammler und Bastler, die aus Strandgut Neues entstehen lassen oder sich einfach an der Vielfalt dieser Fundstücke mit Geschichte erfreuen.
Skulpturen aus Treibgut
Verrostetes Metall aus dem Meer und natürlich polierte Holzstücke vom Strand – dies sind die Materialien, die Greg Baber für seine Skulpturen verwendet. Der 64jährige ist „Strandchef“ von Kampen auf Sylt und fast jeden Tag mit dem Traktor oder dem Landrover am Strand unterwegs. Greg ist verantwortlich für die Sicherheit der Wege und Holztreppen, die Strandkörbe, den Strand – und er ist auch Herr über das Strandgut, das an stürmischen Tagen angespült wird.
Zu Beginn des neuen Jahrtausends begann er mit der Umsetzung seiner künstlerischen Ideen. Die erste Ausstellung erfolgte im Jahr 2004, einige Skulpturen stehen im Avenarius- Park in Kampen, andere werden bisweilen verkauft. „Ein großer Teil des Erlöses fließt wieder in den Küstenschutz zurück“, sagt er. Mit Stücken aus alten Eisenbuhnen fing es einst an, mit seinen geschweißten und geschliffenen Kombinationen aus Holz und Metall ist er längst zu einem gefragten Künstler geworden.
„Ich sammle die Stücke, ohne anfangs genau zu wissen wofür. Während der Arbeit bekomme ich dann schnell eine Vorstellung, was aus dem wird, was Wasser, Wind und Wellen in der Nordsee formten und der Sand auf Sylt polierte“, erklärt Greg sein künstlerisches Schaffen, „Strandgut ist Rohstoff, mit dem ich etwas ausdrücken kann!“. Mal sind es mannshohe Skulpturen, mal kleine filigrane Arbeiten.
Eine Schuhsammlung auf der Hallig
„Eines Tages fand ich einen Schuh am Deich, ich nahm ihn mit“, erinnert sich Werner Boyens. „Und am nächsten Tag lag da schon wieder einer!“ 1994 war damit auf Hallig Hooge eine ungewöhnliche Sammel-Leidenschaft geboren. An die 300 Schuhe stehen auf den Regalen vor seiner kleinen Galerie auf der Hanswarft. Dort steht alles, was Mann, Frau und Kind an den Füßen tragen können – von Arbeitsclogs vermutlich Größe 50 bis zu Stiefeletten mit Absatzhöhe zehn Zentimeter. Badelatschen ebenso wie Trekkingsandalen – Strandgutschuhe, Fundstücke von wer weiß wo her.
„Ich gehe oft auf dem Deich rund um die Hallig oder fahre mit dem Rad, da liegen sie dann am Spülsaum. Ich finde oder suche die Schuhe nicht – die kommen zu mir!", erklärt der freundliche Mann mit einem Augenzwinkern. Die Schuhe in den Regalen unterm Reetdach sind allesamt Fundstücke von der Hallig Hooge oder vom vorgelagerten Japsand. Wer mag den wohl getragen haben. Stammt der Arbeitsschuh vom Fischkutter? Hat ein Fluss die Stiefelette in die Nordsee gespült? Und warum verliert man ausgerechnet Schuhe an das Meer? Schon war eine Leidenschaft geboren.
„Jeder Mensch hat doch irgendeine Sammlung. Wenn ich wieder was Schönes gefunden hab, freue ich mich und nehme den Schuh mit nach Hause.“ Oft fragen ihn die Leute, was er da tue oder mit den Schuhen macht. „Und meist stehen diese Leute dann mit einem Lächeln vor dem Regal – auch mit alten Schuhen kann man Menschen Freude machen! Die vergangene Wintersaison war übrigens ein schlechtes Schuhjahr. Ich habe bislang nur zehn Stück gefunden, in guten Jahren sind es locker doppelt so viele“, sagt er. Zu besichtigen ist die skurrile Schuhsammlung auf der Hanswarft der Hallig Hooge.