Fast überall können wir sie mittlerweile erwerben: Tageslichtlampen. Doch was ist dran an der sogenannten Lichttherapie? Hilft sie wirklich gegen Winterdepressionen oder ist das nur ein Irrglaube, den uns die Beleuchtungsindustrie weismachen will? Wir haben uns für Sie schlau gemacht und festgestellt: Es ist durchaus sinnvoll, die Lichttherapie im Kampf gegen die Winterdepression einzusetzen.
Die Tage werden zwar schon wieder länger, aber noch stecken wir mitten drin in der dunklen Jahreszeit. Vielen schlägt das aufs Gemüt. Sie fühlen sich matt und niedergeschlagen, sind ständig müde und kommen morgens nur schlecht aus den Federn. Der sogenannte Winterblues galt lange als normales Stimmungstief, wie es eben zum Leben dazugehört. Doch mittlerweile wissen wir, dass die winterliche Niedergeschlagenheit auch klinisch relevante Ausmaße annehmen kann. Die saisonal abhängige Depression gilt heutzutage als Krankheit. Jedoch sind die Übergänge von einer "schlechten Phase" zu einer ausgewachsenen Winterdepression fließend und selbst für Spezialisten nicht immer leicht zu erkennen. Letztendlich sind es Fragen wie: Wie stark sind die Beschwerden? Wie lange halten sie an? Und: Kehren sie regelmäßig wieder?, die über die Diagnose entscheiden.
Depression durch Mangel an Licht
Wieso schlägt uns die dunkle Jahreszeit eigentlich so auf das Gemüt? Der Mangel an Tageslicht - das ist der Auslöser der Winterdepression. Unser Hormonhaushalt gerät aus dem Gleichgewicht. Das Schlafhormon Melatonin, das dafür sorgt, dass wir abends müde sind damit wir einschlafen können, wird bei Dunkelheit ausgeschüttet. Durch die langen Nächte im Winter wird Melatonin für längere Zeit ausgeschüttet. Die Betroffenen kommen entweder morgens nicht aus dem Bett oder sie schlafen abends schon früh erschöpft ein. Auf der anderen Seite sinkt der Pegel des Glückshormons Serotonin in der dunklen Jahreszeit auf seinen Tiefststand. Zudem verweilt dieses Glückshormon im Dunkeln sehr viel kürzer an seinem Wirkort, dem synaptischen Spalt. Wir sind in den grauen Wintermonaten also müder und weniger glücklich als in strahlenden Sommermonaten. Und das merken wir auch.
Doch was können Betroffene tun, um die Symptome zu mildern? Als hilfreich haben sich sogenannte Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer herausgestellt. Diese verhindern, dass das Glückshormon vorschnell wieder aus dem synaptischen Spalt entfernt wird. Es kann also seine glücklich-machende Wirkung länger entfalten. Ist der Griff zur Pille jedoch wirklich nötig? Bereits seit 20 Jahren kommt die Lichttherapie bei der Winterdepression zum Einsatz. Und sie gilt im Vergleich zur medikamentösen Therapie sogar als gleichwertig.
Lichtdusche für die Augen
Therapeutische Lampen simulieren die Intensität und die Farbtemperatur des Tageslichts. Auch für den häuslichen Gebrauch können kleine Tageslichtlampen bereits erworben werden. Eine halbe Stunde pro Tag setzt sich der Patient mit einem Abstand von einem knappen halben Meter vor die Lampe. Er sollte die Augen dabei die ganze Zeit geöffnet halten. Blinzeln ist natürlich erlaubt und es ist auch nicht notwendig, die ganze Zeit direkt in das blendende Licht zu starren. Nur geschlossen sollten die Augen eben nicht sein. Da durch das Licht der Melatonin-Pegel sinkt, ist es am sinnvollsten, die Lichtdusche morgens nach dem Aufstehen zu nehmen. So wird der Köper auf den Beginn des Tages eingestellt und wirft die Müdigkeit von sich. Ganz so schnell wie das jetzt klingt, wirkt die Lichttherapie dann aber doch nicht: Nach etwa ein bis zwei Wochen regelmäßigen "Licht-Duschens" erst stellt sich eine spürbare Milderung der Symptome ein.
Nun noch einige technisch wichtige Daten: Die Leuchtstärke sollte zwischen 8.000 und 10.000 Lux liegen. Die Farbtemperatur bei 6.500 Kelvin. Das entspricht dem Sonnenlicht um zwölf Uhr mittags. Die schädigende UV-Strahlung sollte durch einen geeigneten Filter vermieden werden. Wenn die Tageslichtlampe diese Kriterien erfüllt, dann wird sie halten, was sie verspricht. Jedoch eines sollte sie niemals tun: Den winterlichen Spaziergang an der frischen Luft ersetzen.