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Wer waren die Maya?
Die Maya herrschten mehr als 2.000 Jahre lang über Mittelamerika. Insbesondere zwischen 250 und 900 nach Christus dominierte diese präkolumbische Zivilisation den Kontinent. Aber Siedlungsfunde zeigen, dass die Maya schon ab etwa 3000 vor Christus im heutigen Süden Mexikos, in Guatemala und Belize verbreitet waren. Spätere Anlagen befinden sich im nordwestlichen Honduras und El Salvador. Das Maya-Reich entstand damit rund 500 Jahre vor dem der Azteken und lag etwas südlicher.
Die Wurzeln und Vorgänger-Kulturen dieser Zivilisation sind nicht eindeutig geklärt, aber wahrscheinlich weit verzweigt. Archäologische Funde deuten auf einen prägenden Einfluss der Olmeken und der Teotihuacan-Zivilisation sowie anderen in Mittelamerika lebenden Volksgruppen hin. Wahrscheinlich ist jedoch, dass sich die Kulturen zwar kannten und gegenseitig beeinflussten, aber unabhängig voneinander entwickelten.
Warum ging die Maya-Kultur unter?
Auch was das plötzliche Ende der Maya-Hochkultur einläutete, ist bis heute nicht sicher. Zum plötzlichen Schwund der Bevölkerung um das Jahr 1000 nach Christus haben vermutlich verschiedene Faktoren beigetragen. Zum einen gab es soziale Konflikte und Kriege innerhalb des Maya-Reichs, zum anderen könnten sie durch fremde Völker wie die Tolteken verdrängt worden sein. Ein Klimawandel könnte zudem zu Dürren und einer Hungersnot geführt haben. Andere Studien zeigen, dass die Maya möglicherweise ihre Ländereien übernutzt haben, wodurch diese unfruchtbar wurden.
Zudem gibt es Hinweise, wonach die Maya versehentlich ihre eigenen Trinkwasser-Reservoire mit Blaualgen und Quecksilber aus der roten Farbe ihrer Häuser vergiftet haben. Möglicherweise verließen die Maya deswegen ihre Städte. Gänzlich ausgestorben sind sie jedoch nicht. Etwa sechs bis sieben Millionen Nachfahren der einstigen Hochkultur leben heute noch in Mittelamerika, die meisten in Guatemala.
Wie groß war das Reich der Maya?
Die eindrucksvollen Ruinen von Maya-Tempeln und -Palästen können Touristen heute vor allem im Regenwald von Mexiko und Guatemala bewundern – darunter die großen Städte und einstigen Machtzentren Tikal, Palenque und Chichén Itzá. Doch neben diesen bekannten Orten umfasste das in rund 50 Königreiche und Stadtstaaten gegliederte Reich der Maya noch zahlreiche weitere Siedlungen und Städte.
Insgesamt war das Verbreitungsgebiet der Maya etwa so groß wie Deutschland und reichte vom Tiefland auf der Halbinsel Yucatán im Nordosten bis zum Hochland auf der Pazifikseite im Südwesten, wie archäologische Funde belegen. Doch längst nicht alle Mayastädte sind heute bekannt. Denn viele Anlagen sind vom dichten Dschungel überwuchert. Hinweise auf ihre Lage liefern oft nur Luftaufnahmen oder Laser-Scans von Flugzeugen oder Drohnen aus.
Wie sahen die Maya-Siedlungen aus?
Die Städte der Maya umfassten meist mehrere gepflasterte Plätze und Pyramiden sowie zahlreiche kleinere oder auch mehrstöckige Wohngebäude, teils mit verbundenen Innenhöfen. In Orten aus der späten Maya-Zeit wurden auch königliche Residenzen, Paläste sowie andere monumentale Gebäude und Plätze entdeckt, die vermutlich als Versammlungsorte dienten. Heutige Maya-Ruinen sind oft von Pflanzen überwuchert oder bestehen aus freigelegtem grauem Stein. Ursprünglich waren die Außenwände der Tempel und Paläste vermutlich weiß verputzt und rot übermalt. An den Tempeln sieht man teilweise noch Verzierungen wie Ornamente aus Stein oder Stuck.
Das größte und bislang älteste entdeckte Bauwerk der Maya, die Aguada Fénix, steht im Süden Mexikos. Die Stätte ist über 1.400 Meter lang, rund 400 Meter breit und wurde vermutlich bereits um 1000 vor Christus gebaut. Anders als in späteren Anlagen wurden dort aber keine Befestigungsmauern, Pyramiden, Skulpturen oder Inschriften mit der Nennung von Herrschern und Würdenträgern gefunden. Wissenschaftler vermuten daher, dass die Maya anfangs eine friedliche Kultur mit wenig Hierarchien waren. Spätere Anlagen wie das Königreich Sak Tzi mit großen Tempeln, Plätzen und Verteidigungsstrukturen zeugen hingegen von rivalisierenden Dynastien mit politisch einflussreichen Herrschern. Den Reichtum und Einfluss mancher Maya-Persönlichkeiten belegen auch hochwertige Grabbeigaben wie Keramiken, Totenmasken oder Jade-Schmuck.
Wie groß waren die Maya-Pyramiden?
Typische und bis heute besonders bekannte Maya-Bauten sind ihre terrassenförmigen Pyramiden. Diese architektonischen Kunstwerke dienten als zeremonielle Gebäude, Tempel und letzte Ruhestätte für Herrscher. In ihrem Inneren befindet sich teils ein Labyrinth aus Gewölben und Räumen. Zu Beginn der Maya-Zivilisation wurden die Pyramiden wenige Meter hoch gebaut, am Ende bis zu 70 Meter.
An der Spitze einiger Pyramiden befanden sich kleinere Tempel. Zu ihrem Eingang führten steile und scheinbar endlose Treppenstufen – teils auf allen vier Seiten des Bauwerks. Zu bewundern sind diese zum Beispiel bei der 30 Meter hohen neunstufigen Pyramide des Kukulcán in der einstigen Hauptstadt Chichén Itzá. Die höchste bislang entdeckte Maya-Pyramide ist mit circa 70 Metern La Danta in der Maya-Metropole El Mirador im Dschungel von Guatemala. Sie ist eine der größten Pyramiden weltweit und massiver als die Cheops-Pyramide in Ägypten.
Wozu dienten die Pyramiden der Maya?
Doch warum bauten die Maya so große Pyramiden? Wahrscheinlich ist, dass sie ganz unterschiedlichen Zwecken und Göttern dienten. Angebetet wurden in den Anlagen unter anderem Naturgötter, etwa für die Sonne, Regen und Wind, aber auch zahlreiche weitere Götter. Als Opfer brachten sie ihnen wahrscheinlich Blumen, Tiere und Menschen, wie verschiedene Funde von Opferstätten zeigen.
Die Tempelanlagen der Maya waren aber mehr als nur religiöse Bauten; oft dienten sie auch als Basis für komplexe astronomische und kalendarische Berechnungen. Denn heilige Rituale fanden bei den Maya wie in vielen frühen Hochkulturen meist im Einklang mit Himmelsereignissen statt. Daher waren die Pyramiden beispielsweise nach dem Stand der Sonne am längsten und den kürzesten Tag des Jahres sowie am Tag der Tagnachtgleiche ausgerichtet. Diese Tage markierten den Wechsel von Trocken- und Regenzeit und bestimmten den Zeitpunkt für Aussaat und Ernte.
Ballspiel für die Götter
Neben den Tempel-Pyramiden hatten die Maya aber noch weitere religiöse Stätten, darunter auch Sportplätze. Denn Ballspiele dienten den Maya als religiöse Zeremonie und wurden zu Ehren verschiedener Götter ausgetragen. Davon zeugen rechteckige, teils von Tribünen-artigen Treppen umgebene Ballspielplätze mit zwei sich gegenüberliegenden Rampen und Steinringen als „Tor“, die in mehreren Maya-Städten gefunden wurden, sowie Funde von Bällen aus Kautschuk und Steintafeln mit Spielständen.
Am Ende eines Spiels brachten die Maya ihren Göttern in der Regel ein oder mehrere Menschenopfer. Doch mit den Ballspielen wurden auch weltliche Entscheidungen getroffen, etwa wer einen Krieg verliert oder ob Kriegsgefangene hingerichtet werden. Unter anderem die Knochen in einem Massengrab aus dem Königreich Uxul legen nahe, dass die Maya ihre Gegner und Kriegsgefangenen nach einem verlorenen Ballspiel enthaupteten und zerstückelten. Indigene Völker spielen heute noch Ballspiele mit ähnlichen Regeln wie beim einstigen Spiel der Maya – jedoch ohne den blutigen Ausgang.