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Wolfgang Amadeus Mozart – Die Wiener Jahre

Professor Martin Geck, Musikhistoriker an der Universität Dortmund, nähert sich dem Phänomen Mozart in einer exklusiv für wissen.de geschriebenen Biographie mit Ausblicken auf die wichtigsten Werke. Sein vor kurzem erschienenes Buch “Mozart. Eine Biographie“ wird nicht nur hochgelobt, sondern findet sich auch auf der aktuellen “Spiegel-“Bestsellerliste wieder. Das gelingt Büchern über Musik nicht gerade häufig ...

Martin Geck

Erste Erfolge in Wien: 1781/82

"Auge Gottes": So heißt das Haus am Wiener Petersplatz, in dem die gerade verwitwete Caecilia Weber mit ihren drei unverheirateten Töchtern Josepha, Constanze und Sophie wohnt und auch Zimmer vermietet. Das ist Mozart natürlich nicht entgangen; und so zieht er im Mai 1781 frohgemut zu den Weberischen.

Bald dringt Geschwätz nach Salzburg: Mozart habe etwas mit einer der Weberschen Töchter.Der Sohn versucht zunächst, den Vater mit Sentenzen zu beruhigen, lässt jedoch am 15. Dezember 1781 die Katze aus dem Sack: Will der Vater etwa, dass er "ein unschuldiges Mädchen" verführt oder sich gar mit "hurren herum balgt" und sich "die krankheiten" holt? Er kann gar nicht anders als Constanze Weber zu heiraten: "sie ist nicht hässlich, aber auch nichts weniger als schön. ihre ganze schönheit besteht, in zwey kleinen schwarzen augen, und in einen schönen Wachsthum. sie hat keinen Witz, aber gesunden Menschenverstand genug, um ihre Pflichten als eine frau und Mutter erfüllen zu können."

Nachdem Mozart mit der erfolgreichen Premiere des deutschen Singspiels Die Entführung aus dem Serail am 17. Juli 1782 im Burgtheater allen klar gemacht hat, dass er auf einen Schlag hundert kaiserliche Dukaten etwa so viel wie ein spärliches Salzburger Jahresgehalt verdienen kann, ist es so weit: Am 4. August 1782 werden die beiden im Stefansdom getraut.

Es ist eine Ehe, in der Musik auf beiden Seiten groß geschrieben wird. Konstanze ist als Sängerin zwar keine Berühmtheit wie ihre Schwester Aloisia; jedoch wird sie in ihrem ersten Ehejahr öffentlich Sopran-Soli in einer der Messen Mozarts vermutlich der c-Moll-Messe singen und nach dem Tod ihres Mannes mit Aloisia eine Konzerttournee durch Deutschland absolvieren.

Ein aktueller Kunst-Rivale ist Muzio Clementi, mit dem sich Mozart am 24. Dezember 1781 in der Wiener Hofburg vor Joseph II. und seinem Staatsgast, der russischen Großfürstin Maria Feodorowna, in einem Klavierwettstreit misst. Nach Mozarts Bericht legt die Großfürstin eine ihr gewidmete Sonate von Giovanni Paisiello auf, aus der Mozart das Allegro, Clementi das Andante und das Rondo spielen müssen. Danach improvisieren sie an zwei Klavieren über ein Thema aus dieser Sonate.

Im April 1782 besucht Mozart erstmals eine Musikmatinee des musikliebenden Barons Gottfried van Swieten. Bald darauf berichtet er: "ich gehe alle Sonntage um 12 uhr zum Baron von Suiten und da wird nichts gespiellt als Händl und Bach." In der Begegnung mit älterer Musik wird Mozart sein Verständnis von und für Musik entscheidend vertiefen.