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Zum Erfolg verdammt

Sie ist der Hoffnungsträger und zugleich das größte Sorgenkind der Telekom-Branche: Die neue Mobilfunktechnologie UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) soll Bilder und große Datenmengen blitzschnell auf das Handy zaubern, Kunden durch mobile Multimedia-Anwendungen begeistern und die Umsätze der Telekomkonzerne steigern. Übertragungsraten von bis zu zwei Megabit pro Sekunde sind der Schlüssel für eine bunte UMTS-Zukunft, in der das Mobiltelefon zum multimedialen Alleskönner wird. Bislang haben die Kosten für den “Mobilfunk der dritten Generation jedoch riesige Löcher in die Konzernkassen gerissen. Sollte die neue Technologie nicht die Versprechen einlösen, drohen die Anbieter an ihren Schulden zu ersticken.

Vorab-Kosten in Milliardenhöhe: Ungedeckter Scheck auf die Zukunft

SIEMENS AG, MÜNCHEN

Das Desaster scheint programmiert: Sollte sich UMTS tatsächlich als Luftnummer erweisen, wie bereits einige Berufspessimisten unken, wären die Folgen für die Telekombranche höchst fatal, wurden doch vorab phantastische Summen für bislang heiße Luft hingelegt. Im August 2000 haben die sechs Konkurrenten in Deutschland allein für die Lizenzen also die Frequenzen, über die die UMTS-Geräte senden rund 51 Milliarden Euro gezahlt. Die Deutsche Telekom (D1), Vodafone (D2), E-Plus, Mobilcom, Viag Interkom/O2 und Quam haben sich ihre reservierten Sendefrequenzen jeweils 8,3 Milliarden Euro kosten lassen.

Mobilcom konnte sich das UMTS-Abenteuer nur mit Hilfe von France Telecom leisten, die jetzt auf die Kostenbremse tritt und damit den Rosenkrieg mit Mobilcomgründer Gerhard Schmid vom Zaun brach, der mit dessen Rauswurf seinen vorläufigen Negativhöhepunkt haben sollte. Bei Viag Interkom/O2 ist die British Telecom Tochter MMO2 engagiert, während hinter Quam eine Partnerschaft zwischen finnischer Sonera und spanischer Telefonica steht. Die europäischen Konzerne griffen für die deutschen Lizenzen zwar am tiefsten in die Tasche, doch auch bei den Nachbarn (Italien zwölf Milliarden, Frankreich zehn Milliarden Euro) waren die Kosten immens. In Europa summieren sich die UMTS-Lizenzkosten auf rund 110 Milliarden Euro bevor die neue Technologie auch nur einen Cent eingespielt hat.

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