Lexikon

Bauer

Landwirtschaft
Bewirtschafter von landwirtschaftlich genutzten Grundstücken in Verbindung mit einem Hof (Wirtschaftsgebäude), oft eingeschränkt auf solche kleinerer oder mittelgroßer Betriebe. Heute ist die Bezeichnung Bauer stark landschaftlich bedingt und besonders in Gebieten mit dem alten Anerbenrecht verbreitet. Mindestvoraussetzung für die Zuerkennung der Bezeichnung Bauer ist eine Hofgröße, die die Existenz einer bäuerlichen Familie aus dem Ertrag des Hofs gewährleistet (Ackernahrung). Nach der Größe werden die landwirtschaftlichen Betriebe unterschieden in kleinbäuerliche (25 ha), mittelbäuerliche (520 ha) und großbäuerliche (20100 ha landwirtschaftliche Nutzfläche). Darüber liegen der Großgrundbesitz, darunter die Kätner, Häusler- oder Büdnerstellen, deren Besitzer je nach örtlicher Gepflogenheit, sich auch Bauer nennen können. Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe sind ausgesprochene Familienwirtschaften (bis 10 ha Betriebsgröße). Landwirtschaft.
Der Bauer repräsentiert den auf den Wildbeuter folgenden, ein kulturell höheres Niveau erreichenden Kulturtypus. Dabei erwächst erst aus der Vereinigung des primitiven vorbäuerlichen Pflanzertums mit nomadischen Großviehhirten die neue Wirtschaftsform des Pflugbaus als wesentliche Voraussetzung für die Existenz der sesshaften, einen wirtschaftlichen Überschuss erzeugenden Feldbauerngemeinden. Diese Wirtschafts- und Lebensweise des Bauerntums führte zur Ausprägung ganz bestimmter landschaftlich bedingter Lebensformen und Gebräuche.
Im Zeitalter des Feudalismus verlor der Bauer vielerorts seine Freiheit und wurde einem Grund- oder Gutsherrn hörig und abgabenpflichtig. Auflehnung hiergegen (z. B. in den Bauernkriegen im 16. Jahrhundert) führte selten zum Erfolg. So wurde der Bauer erst frei mit dem Aufhören der Ständeordnung und dem Eindringen liberaler Grundsätze (in Deutschland zu Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts; Freiherr Stein und Fürst Hardenberg lösten offiziell das bäuerlich-gutsherrliche Verhältnis). Die liberalistisch-kapitalistische Wirtschaftsordnung und der Anschluss an den Weltmarkt haben den Bauern zu rationellem Wirtschaften und zur Produktion für den Markt gezwungen.
Zahlenmäßig und hinsichtlich seiner gesamtwirtschaftlichen Bedeutung ist das Bauerntum in den meisten industriell entwickelten Ländern stark zurückgegangen. Die größeren Märkte (z. B. innerhalb der Europäischen Gemeinschaft) erfordern eine Rationalisierung und Spezialisierung der landwirtschaftlichen Produktion auf der Grundlage kooperativer Produktionsformen und größerer Produktionseinheiten.
Die regional und fachlich gegliederte berufsständische Vertretung der Bauern in Deutschland ist der Deutsche Bauernverband e. V. Bonn.
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